Sitzung: 20.12.2017 Gemeinderat
Beschluss:
Oberbürgermeister Schnurr bringt mit folgender Haushaltsrede den Haushalt 2018 in den Gemeinderat ein:
„Sehr geehrte
Stadträtinnen und Stadträte,
liebe Mitbürgerinnen
und Mitbürger,
meine Damen und
Herren,
Rahmenbedingungen
mit Spannung haben
wir in den letzten Wochen die Sondierungsgespräche der koalitionsbereiten
Fraktionen im Bundestag verfolgt, die dann ein abruptes Ende ohne verwertbares
Ergebnis brachten. Die politischen Führungen der Nachbarländer, ja fast ganz
Europas, wundern sich darüber, wie es in Deutschland ohne neuen
Regierungsauftrag offensichtlich trotzdem ganz gut weitergeht. Völlig
unbeeindruckt von diesem politischen Prozess läuft unsere Wirtschaft zu Topform
auf und veranlasst sowohl die Bundesbank als auch das renommierte ifo-Institut
zu geradezu überschwänglichen Verlautbarungen. Der Deutsche Industrie- und
Handelskammertag geht davon aus, dass in 2017 bereits über 650 Tsd. neue
Arbeitsstellen geschaffen wurden, ebenso viele sollen im nächsten Jahr nochmals
hinzukommen.
Es scheint so, als
könnte einzig der Fachkräftemangel als Wachstumsbremse wirken auf dem Weg zur
Hochkonjunktur.
Tatsächlich muss
dringend weiter an der Ausbildung und Qualifizierung von Nachwuchskräften
gearbeitet werden. Gute Fachkräfte werden schon heute und erst recht in wenigen
Jahren dringend gebraucht, wenn die sogenannte „Baby-Boomer-Generation“ in
Rente geht. Dabei ist es völlig unbeachtlich, ob es sich um jugendliche
Schulabgänger, neu zu uns gekommene Familien oder Einzelpersonen mit
Migrationshintergrund handelt. Tatsache ist, dass große Chancen darin liegen,
durch gesteuerte Zuwanderung dem Schrumpfen unserer Bevölkerung
entgegenzuwirken. Diese Chancen werden auf allen Ebenen noch nicht genügend
wahrgenommen und auch nicht genügend strukturiert realisiert. Integration muss
durch eine gute Förderung von Bund und Land von oben unterstützt werden, da sie
in unser aller Interesse liegt. Integration gelingt dauerhaft aber nur von
unten: von Mensch zu Mensch, in der Nachbarschaft und schließlich im
gesellschaftlichen Miteinander. Den Kommunen als kleinstem Element staatlichen
Handelns kommt hier – wie so oft - elementare Bedeutung zu.
Der Schlüssel hierzu
liegt in einem sicheren, Geborgenheit bietenden Zuhause, in einer guten
Schulbildung und in einem Toleranz und Weltoffenheit vermittelnden Umfeld.
Meine Damen und
Herren, damit sind ein angemessener Wohnungsbau
und ein stimmiges Bildungsangebot als kommunale Aufgaben genannt, die von uns
dringend und offensiv angegangen werden müssen. Der Haushaltsentwurf 2018 steht
auch im Zeichen dieser zwei herausragenden Ziele, wir werden später nochmals
darauf zurückkommen.
Lassen Sie mich
zunächst kurz die finanziellen Rahmenbedingungen darstellen.
Herbst-Steuerschätzung
2017
Über einige
erfreuliche Verbesserungen der allgemeinen Finanzausstattung konnten wir im
Sommer bereits berichten. Die kürzlich vorgelegten Ergebnisse der
November-Steuerschätzung haben die damaligen Prognosen nicht nur bestätigt,
sondern nochmals kräftig nach oben korrigiert.
Auswirkungen auf 2017
Der
Einkommensteueranteil zur Verteilung auf die Kommunen im laufenden Jahr 2017
wird nunmehr auf 6,4 Milliarden Euro
geschätzt, was für uns ein Plus gegenüber dem Haushaltsansatz von 1,3 Mio. Euro bedeuten wird. Neben
einigen kleineren Verbesserungen wurden außerdem die Kopfbeträge zur Bemessung
der Steuerkraft deutlich erhöht, so dass uns auch hier etwa 400 Tausend Euro
mehr zufließen werden als im Haushalt ursprünglich erwartet. Von diesen
insgesamt etwa 1,7 Millionen Euro sind zum heutigen Tag bereits 1,4 Mio. Euro kassenwirksam veranlagt,
also bereits „im Haus“.
Orientierungsdaten 2018
Die Prognosen für
das kommende Jahr sehen sogar noch etwas besser aus. Für den kommunalen Anteil
an der Einkommensteuer sind für 2018 6,6
Milliarden Euro angesetzt, also nochmals eine Steigerung gegenüber dem
Vorjahr. Die Umsatzsteuer wird erstmals oberhalb
einer Milliarde Euro erwartet, einem noch nie dagewesenen Gesamtbetrag.
Dies ist ein deutliches Signal, was für eine großartige Wirtschaftsleistung die
baden-württembergischen Unternehmen erbringen. Insgesamt können wir von
erheblichen Zuwächsen bei den Gemeinschaftssteuern und den Zuweisungen im FAG
ausgehen, so dass sich zusammen mit unseren eigenen Steuereinnahmen die stolze
Summe von 63,4 Millionen Euro ergibt.
Umlagen
Hiervon werden im
Jahr 2018 insgesamt 21,9 Mio. Euro an
Umlagen abfließen, und zwar für die
Ø Gewerbesteuerumlage 3,7
Mio. €,
Ø Finanzausgleichsumlage 7,7
Mio. €,
Ø Kreisumlage
10,5 Mio. €.
Finanzierungssaldo
Der zu unseren Gunsten verbleibende Finanzierungssaldo
– das sind die Steuererträge und Zuweisungen abzüglich der steuerkraftbezogenen
Umlagen – erreicht damit die Rekordsumme von 41,5 Mio. Euro.
Nun zu den weiteren Eckdaten des
Haushaltsentwurfs.
Ergebnishaushalt-Erträge
Die Erträge im Ergebnishaushalt 2018 summieren
sich auf insgesamt 84,7
Mio. €.
Sie ergeben sich aus
Ø Steuereinnahmen in
Höhe von 51,5
Mio. €
Ø Zuweisungen und
Zuschüssen über 18,7
Mio. €
Ø Entgelten und
Gebühreneinnahmen mit 8,5
Mio. €
Ø Sonstigen
Erstattungen und Erträgen mit 4,7
Mio. €
Ø sowie der Auflösung
von Zuschüssen und Beiträgen mit 1,3
Mio. €
Ergebnishaushalt-Aufwendungen
Dem gegenüber stehen
die Aufwendungen
für
Ø Personalaufwendungen
mit 22,4
Mio. €
Ø Ausgaben für Sach-
und Dienstleistungen über
11,5 Mio. €
Ø Sonstigen ordentlichen
Aufwendungen mit 5,1
Mio. €
Ø Zinsaufwand für
Darlehen 0,4
Mio. €
Ø Zuschüssen an
Dritte, vor allem für Kinderbetreuung, an Vereine und an Zweckverbände mit 9,3
Mio. €
Ø Abschreibungen auf
unser Anlagevermögen mit 7,1
Mio. €
Ø und den Umlagen an
Land und Kreis mit erneut moderat berechneten 21,9
Mio. €.
Die Gesamtsumme aller
Aufwendungen beträgt 77,7 Mio. €
Die
Gegenüberstellung von Erträgen und Aufwendungen ergibt folgendes Bild, für das
ich Sie um Ihre volle Aufmerksamkeit
bitte:
Ergebnishaushalt
Die Erträge im
Ergebnishaushalt 2018 verbessern sich gegenüber dem Vorjahr hauptsächlich in
den allgemeinen Finanzmitteln des Teilhaushalts 9, nämlich bei den
Ø Anteilen an
Einkommen- und Umsatzsteuer um +
2,3 Mio. €;
Ø den
Schlüsselzuweisungen aus dem FAG
+ 4,9 Mio. €
Ø und den Gebühren
sowie Entgelten in den
Teilhaushalten 1 – 8 um +
0,8 Mio. €.
Außerdem haben wir
aufgrund der erhöhten Kopfpauschalen im FAG deutlich weniger Umlagen abzuführen
als im Vorjahr. Dies verbessert das Gesamtergebnis um weitere 1,8 Mio. €.
All diese
Verbesserungen über insgesamt 9,8 Mio. €
gegenüber dem Vorjahr ermöglichen es uns, den durch die Sparzwänge der letzten
Jahre entstandenen Versäumnissen bei der Instandhaltung von Gebäuden, bei der
Erneuerung von überalterter Ausrüstung und dergleichen mehr, in diesem Jahr
einigermaßen Einhalt zu gebieten. Wir geraten sonst immer tiefer in einen
Instandsetzungsstau, der sich nur sehr teuer irgendwann durch eine
Totalerneuerung aufholen lässt. Demzufolge haben wir die Prioritäten im
Haushaltsentwurf 2018 auch unter der Prämisse gesetzt, zu lange aufgeschobene
Maßnahmen im nächsten Jahr umzusetzen. Dies betrifft sowohl bauliche als auch
verwaltungstechnische Neuerungen, wie z.B. die Beschaffung einer
Prüfungssoftware für die Revision und andere Updates. In erheblichem Umfang
sind bauliche Sanierungsmaßnahmen an unseren Verwaltungs- und Betriebsgebäuden
im Ergebnishaushalt enthalten, allein der frühere „Sammelnachweis
Gebäudeunterhaltung“ umfasst im nächsten Jahr 1,4 Mio. €. Die Gesamtsumme der Sachausgaben steigt gegenüber dem Vorjahr um 1,7 Mio. € an.
Auch bei den Personalaufwendungen müssen wir
nachlegen. Ab dem Jahr 2017 mussten wir erstmals wieder Personal aufbauen. Zum
größten Teil liegt das daran, dass die Kommunen sowohl vom Bund wie auch vom
Land neue Aufgaben zugewiesen bekamen. Auch neue gesetzliche Vorgaben, wie zum
Beispiel der Stellenschlüssel bei den Kindertageseinrichtungen, führten zu
einer Erhöhung der Personalstärke.
Wenn wir unsere
Personalstärke den neuen Aufgaben nicht anpassen würden, dann würden wir im
Personalbereich „auf Verschleiß“ fahren. Das wollen wir nicht. Zum einen, weil
wir unseren Mitarbeitenden gegenüber eine Fürsorgepflicht haben. Und zum
anderen, weil wichtige Aufgaben zum Beispiel in der Wirtschaftsförderung oder
im Planungs- und Baubereich nicht oder nur noch schlecht ausgeführt werden
könnten. Diese oder ähnliche Nachrichten hören wir aus allen Kommunen um uns
herum. So konnten wir letzte Woche lesen, dass eine vergleichbare Stadt in der
Nachbarschaft einen Mehrbedarf von 15 Stellen angekündigt hat.
Aus den
letztjährigen Tarifverhandlungen und den tariflich vereinbarten
Überleitungsansprüchen ergeben sich außerdem in erheblichem Ausmaß
Nachzahlungen an unsere Beschäftigten, auf die sie einen gesetzlichen Anspruch
haben. Dies und die eben gemachten Ausführungen ergeben für das noch laufende
Jahr einen erheblichen Nachbesserungsumfang.
Im gleichen Umfang
wie für die inzwischen vorläufig ermittelten Nachbesserungen 2017 haben wir die
Beträge zusätzlich zur außerdem ebenfalls bereits feststehenden Tariferhöhung
für 2018 angepasst. Die erhebliche Steigerung von 1,1 Mio. € im Vergleich zum ursprünglichen Ansatz von 2017 entpuppt
sich damit tatsächlich als gar nicht so hoch, im Gegenteil: Sie ist sogar eher
knapp gerechnet.
Ergebnishaushalt
In der
Gesamtbetrachtung lautet trotz dieser unausweichlichen Kostensteigerungen die
höchst erfreuliche Botschaft für den Haushalt 2018:
Bei insgesamt 84,7
Mio. € Erträgen gegenüber 77,7 Mio. € Aufwendungen im Ergebnishaushalt können
wir erneut, wie schon im letzten Haushaltsjahr, den gesamten
Ressourcenverbrauch vollständig abdecken. Wir erreichen nicht nur den
gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleich auf „Null“, sondern darüber hinaus einen
hohen Überschuss von 7 Mio. €.
Tatsächlich scheint
sich die im letzten Jahr bereits angekündigte Wende in der finanziellen
Entwicklung unseres städtischen Haushalts nun zu verfestigen. Hierzu haben wir
selbst einiges getan, trotzdem müssen vor allem die äußeren Rahmenbedingungen
passen. Vorausgesetzt, die
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben stabil, dann können wir in den nächsten
Jahren ebenfalls davon ausgehen, den
Ergebnishaushalt immer ausgleichen zu können.
Selbstverständlich
wollen wir nicht übermütig werden. Im Haushaltsentwurf und auch in der
Finanzplanung sind keine euphorischen Erwartungen für die Entwicklung unserer
eigenen Steuererträge enthalten. Die Gewerbesteuer ist mit 20,25 Mio. €
vorsichtig auf Vorjahresniveau eingestellt, auch in den Folgejahren nur mit
einer verhalten positiven Entwicklung. Trotzdem stehen nach unserer Prognose
auch zukünftig genügend finanzielle Eigenmittel für unsere Investitionen zur
Verfügung, so dass im Stadthaushalt grundsätzlich keine Kreditaufnahmen zur
Finanzierung der Investitionsausgaben notwendig sein dürften.
Zu dem Überschuss
von 7 Mio. € kommen als Eigenfinanzierungsmittel nämlich noch die
Abschreibungen hinzu, die zwar ergebniswirksam veranschlagt und gebucht werden,
die aber den cash-flow nicht beeinträchtigen. Hieraus verstärken wir unsere
Eigenmittel zur Finanzierung der geplanten Investitionen nochmals um weitere 5,4 Mio. € auf insgesamt 12,4 Mio. €.
Finanzhaushalt - Finanzierung
Im Finanzhaushalt
verfügen wir neben dem soeben erläuterten Zahlungsmittelüberschuss aus der
Verwaltungstätigkeit in Höhe von 12,4 Mio. €
außerdem über
Ø Verkaufserlöse aus
Grundstücken mit 1,7 Mio. €,
Ø Landeszuschüssen,
vor allem aus Stadtsanierung und für
Wohnungsbau 1,3 Mio. €
Ø
und Erschließungsbeiträgen von 0,6 Mio. €.
Wir können damit für unsere Investitionsvorhaben insgesamt 16 Mio. € zur
Verfügung stellen und benötigen zur Finanzierung keine Kreditaufnahme. Zur
Förderung unseres Bauvorhabens im ehemaligen Rathaus Neusatz wollen wir
allerdings ein KfW-Förderdarlehen beantragen und werden in gleicher Höhe
Altdarlehen ablösen, so dass sich hieraus keine Schuldenerhöhung ergibt.
Finanzhaushalt - Investitionen
Ich habe eingangs
bereits ausgeführt, dass der Haushaltsentwurf 2018 von zwei großen Aufgaben
geprägt ist, nämlich Wohnungsbau und
Bildung. Selbstverständlich haben
wir auch unsere anderen Aufgaben im Blick, die Hand in Hand mit diesen Zielen
einhergehen.
Die wichtigsten
Investitionsbereiche nach Arten sind im Jahr 2018:
Ø 1,7 Mio. € für den Erwerb von Grundstücken zur
Baulandentwicklung, um den Bau von privaten Wohnungen und Eigenheimen zu
unterstützen;
Ø 6,1 Mio. € für Hochbauinvestitionen, vorrangig in eigene Wohnungsbauprojekte
und Schulbaumaßnahmen;
Ø 5,0 Mio. € für Tiefbaumaßnahmen, die in den Eigenbetrieben
Abwasserbeseitigung und Breitbandnetz noch von weiteren 9,2 Mio. € übertroffen
werden;
Ø 1,9 Mio. € für Erwerb von beweglichem Vermögen, also
Fahrzeugen, Mobiliar, EDV-Ausstattung und Arbeitsgeräten;
Ø 0,4 Mio. € auf Investitionszuschüsse an Dritte, z.B. für
Kindertagesstätten, Kirchen oder Vereine und schließlich
Ø 0,5 Mio. € auf die Investitionsumlage an den Zweckverband
Hochwasserschutz.
Insgesamt
investieren wir im kommenden Jahr – sofern Sie uns den Auftrag dazu geben –
damit rd. 25 Mio. € im Stadthaushalt und in den Eigenbetrieben in unsere
Infrastruktur, in Wohnungsbau und Bildungseinrichtungen.
Die wichtigsten und
größten Bauinvestitionen darf ich Ihnen als Schwerpunkte in aller Kürze
vortragen:
Hochbau
Ø Neubau von
städtischen Wohnungen Bergermühlsiedlung 1,2 Mio. €
Ø Sanierung und Umbau
der Ortsverwaltung Neusatz zu
Wohnungen 1,2 Mio. €
Ø Fertigstellung des
FFW-Gebäudes West in Balzhofen 0,7 Mio. €
Ø Campus Bühl,
Errichtung der Mensa und eines Pavillons 0,7 Mio. €
Ø Planungsrate für die
Sanierung des Windeck-Gymnasiums mit 0,5 Mio. €
Ø Brandschutzmaßnahmen
und anderes an der Bachschlossschule 0,1 Mio. €
Ø Sanierungsmaßnahmen
an der Rheintalhalle sowie an der Tullahalle und der Reblandhalle, insgesamt 0,5 Mio. €
Ø Erweiterungsbau am
Kinderhaus Sonnenschein 0,4 Mio. €
Tiefbau
Ø Umgestaltung des
Kirch- und Marktplatzes 1,4 Mio. €
Ø Erschließung des
Baugebiets Hofmatten in Moos und den Ausbau des Eselgrabens, insgesamt 1,3 Mio. €
Ø Sanierung der
Eichenwaldstraße in Balzhofen 0,5 Mio. €
Ø Neugestaltung des
Trottenplatzes in Eisental 0,2 Mio. €
Ø Umgestaltungsmaßnahmen
auf Friedhöfen 0,2 Mio. €
Damit habe ich nur die größten und bedeutsamsten Maßnahmen genannt. Sie
werden noch viele weitere Einzelmaßnahmen im Haushaltsentwurf finden, deren
Aufzählung heute Abend aber zu weit führen würde.
Allein aus dieser Auswahl können Sie aber erkennen:
Wir machen ernst damit, die von uns mit Ihnen gemeinsam in den letzten
Klausurtagungen diskutierten Ziele und Maßnahmen anzugehen.
Zum Glück haben wir in unserer Stadt keine Zustände wie in manchen Städten,
wo sämtliche öffentlichen Gebäude in desolatem Zustand vor sich hin maroden. So
schlimm wollen wir uns nicht darstellen. Aber wir haben aufgrund der
finanziellen Situation in den letzten Jahren Vieles aufschieben müssen.
Etliches muss nun in Ordnung und auf einen modernen, zukunftsfähigen Stand
gebracht werden. Es liegt viel Arbeit vor uns, die wir mit Ihrer Zustimmung
gerne anpacken wollen.
Finanzplanung
All diese Investitionsmaßnahmen müssen solide finanziert werden. Dazu
gehört sowohl die ständige Analyse der aktuellen Situation als auch eine
Vorschau auf die nächsten Jahre, zu der wir mit der mittelfristigen
Finanzplanung verpflichtet sind.
Stand heute können wir davon ausgehen, das Jahr 2017 mit einem Überschuss
von rd. 1,4 Mio. € abzuschließen. Unter Einrechnung der defizitären Vorjahre,
in denen wir erhebliche Gewerbesteuereinbußen zu verzeichnen hatten, können wir
dennoch von einem positiven Gesamtsaldo aus dem Zeitraum 2012 bis
einschließlich 2018 ausgehen.
Die Orientierungsdaten und Prognosen der Landesregierung vermitteln für die
Zukunft einen positiven Ausblick und lassen für den Finanzplanungszeitraum bei
vorsichtig optimistisch geschätzten eigenen Steuererträgen dennoch Überschüsse
im Ergebnishaushalt von insgesamt 8,2
Mio. € erwarten.
Liquidität
Die geschilderte Entwicklung der finanziellen Rahmenbedingungen hat
zusammen mit dem unterjährig etwas schleppenden Baufortschritt den
Kassenmittelbestand positiv beeinflusst. Der zu Jahresbeginn noch stehende
Kassenkredit über 7 Mio. € wurde im Mai vollständig zurück bezahlt. Diese
Entwicklung hat uns dazu veranlasst, die im Haushalt 2017 eingestellte
Rückführung des Trägerdarlehens aus dem Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung bis
heute nicht zu vollziehen. Dies hat
die erwartete Fremdverschuldung des Eigenbetriebs bisher um über 4 Mio. €
geschont. Darüber hinaus mussten aufgrund der guten Kassenlage auch die
weiteren Kreditermächtigungen der Eigenbetriebe für 2017 in Höhe von rd. 2 Mio.
€ bisher nicht ausgeschöpft werden.
Die notwendigen
Auszahlungen – nicht nur für den laufenden Betrieb, sondern auch für sämtliche
Investitionsmaßnahmen des städtischen Haushalts und der Eigenbetriebe – konnten
unterjährig vollständig aus den vorhandenen Zahlungsmitteln der Stadtkasse
getätigt werden.
Nachdem die Kassenlage aktuell anhaltend gut ist, haben wir uns außerdem
dazu entschlossen, ein in dieser Woche auslaufendes Altdarlehen des städtischen
Haushalts aus dem Jahr 2002 vollständig zurück zu zahlen und nicht mehr zu
verlängern. Dies hat den städtischen Schuldenstand auf einen Schlag um rd. 700
Tsd. € zusätzlich zu den planmäßigen Tilgungen vermindert. Auch in den beiden
nächsten Jahren werden in gleicher Höhe Altdarlehen fällig werden, die zur
Haushaltskonsolidierung nicht mehr weiter verlängert werden sollten.
Entsprechende zusätzliche Tilgungsraten sind in die Finanzplanung eingestellt.
Hieraus werden sich erhebliche Zinseinsparungen ergeben und außerdem Freiräume
für den Finanzhaushalt zurück gewinnen lassen.
Verschuldung
Die soeben
ausgeführten, positiven Entwicklungen unserer Liquidität zeigen sich deutlich
im Schuldenstand, der sowohl im Stadthaushalt als auch bei den Eigenbetrieben
für 2017 zurückgeht.
Das umfangreiche
Investitionsprogramm 2018, vor allem im Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung, kann
ohne eine planmäßig vorgesehene Kreditaufnahme jedoch nicht bewältigt werden.
Nachdem in diesem Bereich weiterhin keine Gesetzesänderung erfolgt, steigt die
geplante Verschuldung hier erneut an. Ein Grund mehr, wenigstens im
Stadthaushalt alles daran zu setzen, die angestiegene Verschuldung der letzten
Jahre wieder zurück zu führen.
Allerdings haben wir
aber mit der Sanierung des Windeck-Gymnasiums
bei Gesamtkosten von voraussichtlich über 15 Mio. € eine gewaltige Investition
vor. Selbst bei einer äußerst optimistischen Einschätzung wird diese Maßnahme
in den nächsten beiden Jahren nicht
aus Eigenmitteln dargestellt werden können. Dies muss ich leider so deutlich
sagen. Die Sanierung des
Windeck-Gymnasiums kann in naher Zukunft finanziell nicht aus eigener Kraft
bewältigt werden. Hierzu werden wir – sofern die Maßnahme bis Ende 2020
realisiert sein soll – eine vollständige Fremdfinanzierung benötigen. Ich
fordere Sie schon heute dazu auf, in den Haushaltsberatungen hierzu eindeutige Stellungnahmen Ihrerseits
abzugeben. Nur mit einem einhelligen Votum hierzu bin ich dazu bereit, eine
solch immense Neuverschuldung in die Finanzplanung aufzunehmen.
Pro-Kopf-Verschuldung
Umgerechnet auf
unsere Einwohner erreichen wir zum Jahresende 2018 aller Voraussicht nach eine
Pro-Kopf-Verschuldung von insgesamt 1.439 €, die zu etwa einem Drittel aus dem
Stadthaushalt resultiert, zu etwa zwei Dritteln aus dem Eigenbetrieb
Abwasserbeseitigung. Der Breitband-Eigenbetrieb ist mit moderaten 44 € je
Einwohner enthalten.
Hoffnung macht der
für 2017 deutlich erkennbare Rückgang der Verschuldung sowohl bei der Stadt als
auch bei den Eigenbetrieben. Ursächlich hierfür ist der bisherige Verzicht auf
das Ausschöpfen der genehmigten Kreditermächtigung von über 6,3 Mio. € in den
Eigenbetrieben. Dies resultiert zum einen aus der guten Kassenlage, die eine
Kreditaufnahme auch bei noch so günstigem Zinsniveau ad absurdum führt.
Andererseits sind bei einigen Investitionsvorhaben die Mittel nicht in dem
Umfang, wie wir uns dies wünschten, abgeflossen. Sobald die begonnenen
Maßnahmen weitergeführt und fertig gestellt werden, werden die Kassenmittel
dann sicherlich zumindest teilweise doch noch benötigt.
Damit kommen wir zu
den Wirtschaftsplänen der Eigenbetriebe:
EB Abwasserbeseitigung
Im Wirtschaftsplan
der Abwasserbeseitigung gehen wir bei Erträgen
und Aufwendungen von knapp 5,5 Mio.
€ von einem nahezu ausgeglichenen Ergebnis aus. Das geringfügige Defizit
von 80 Tsd. € soll zum bestehenden
Verlustvortrag hinzu gerechnet werden und ist bereits in der kürzlich von Ihnen
beschlossenen Gebührenkalkulation für 2018 berücksichtigt.
Im
Investitionsbereich sollen neben der Fortführung der Eigenkontroll-Verordnung
unter anderem folgende wichtige Maßnahmen in Abstimmung zum Stadthaushalt
durchgeführt werden:
Ø Fertigstellung des
Regenklärbeckens in der Dieselstraße 0,5 Mio. €
Ø Bau eines
Regenklärbeckens in der Robert-Bosch-Straße 2,1 Mio. €
Ø Kanalerneuerung
Eichenwaldstraße in Balzhofen 1,2 Mio. €
Ø Erschließung
Baugebiet Hofmatten in Moos 0,9 Mio. €
Ø Kanalsanierung
Otto-Stemmler-Straße in Neusatz 250 Tsd. €
EB Breitbandnetz
Der zu Beginn 2017
gegründete Eigenbetrieb Breitbandnetz hat ein Tempo vorgelegt, das seines
Gleichen sucht. Mit dem zweiten Wirtschaftsplan nimmt der Ausbau unseres
schnellen Glasfasernetzes weiter Fahrt auf. Die Investitionen von über 2,6 Mio.
€ allein im kommenden Jahr und der Ausblick in die nächsten Jahre zeigen eines
klar:
In Bühl werden nach
den Gewerbegebieten jetzt auch die Ortsteile möglichst zügig an unser Netz
angeschlossen, so dass eine hohe Versorgungsdichte und ein gleichmäßig gutes
Angebot für alle Einwohner und Betriebe bestehen werden. Damit wird ein
wichtiger Standortfaktor nicht nur für unsere heimischen Betriebe und
ortsansässigen Unternehmen schon im kommenden Jahr verwirklicht. Auch für
unsere Einwohner ist der schnelle Internetzugang längst kein Luxus mehr,
sondern gehört zur Lebensqualität selbstverständlich dazu.
Termine HH-Beratungen
Am Ende meiner
Ausführungen zum Haushaltsentwurf erlauben Sie mir ein zusammenfassendes
Resümee:
Das Jahr 2017 – ich
habe Ihnen die Eckdaten aufgezeigt – wird insgesamt finanziell erfolgreich abgeschlossen werden
können.
Für das Jahr 2018
sehen die Rahmenbedingungen sehr günstig aus. Mit dem Haushaltsentwurf schnüren
wir innerhalb dieser Bedingungen ein arbeitsreiches Paket, das finanziell gut
bewältigt werden kann. Die Verwaltung, insbesondere der bautechnische Bereich,
ist ebenfalls gut aufgestellt und willens, das umfangreiche Programm
umzusetzen.
Sehr geehrte
Stadträtinnen und Stadträte,
auf Ihren Tischen
finden Sie den vollständigen Entwurf des Haushalts nebst zahlreicher Anlagen
und Tabellen sowie den Wirtschaftsplänen der Eigenbetriebe.
Beim Studium des
Zahlenwerks und der Erläuterungen dazu wünsche ich Ihnen viele gute Gedanken
und Erkenntnisse.
Meine Erkenntnis
ist:
Ich sehe ein gutes
und arbeitsreiches Jahr vor uns liegen. Lassen Sie uns gemeinsam die vor uns
liegenden Aufgaben mit Zuversicht anpacken, mit Vernunft begleiten und mit
Engagement zum Abschluss bringen. Wir alle wollen gemeinsam das Beste für
unsere schöne Stadt erreichen, das haben der erfolgreich durchgeführte, erste Gesellschaftsdialog
und insbesondere unsere Klausurtagung eindrucksvoll gezeigt.
Wie es guter Brauch
ist, will ich mich an dieser Stelle bei all denjenigen gerne bedanken, die sich
um unsere Stadt verdient gemacht haben:
Ø bei allen
Betriebsinhabern und Unternehmen dafür, dass sie treu zum Standort Bühl stehen
und ihre Zukunft bei uns sehen;
Ø bei allen Steuer-
und Abgabepflichtigen dafür, dass sie uns erneut einen soliden Haushaltsentwurf
ermöglichen;
Ø bei Ihnen, liebe
Stadträtinnen und Stadträte, dafür, dass Sie engagiert mit uns immer nach der
besten Lösung suchen;
Ø bei meinen
Fachbereichs- und Stabsstellenleiterinnen und -leitern, stellvertretend für
alle Mitarbeitenden der Verwaltung;
Ø besonders bei meiner
/ unserer Kämmerin Frau Balaskas für den vorgelegten Haushaltsentwurf 2018.
Zum weiteren
Fortgang stehen als Termine an, zu denen ich Sie schon heute herzlich einlade:
Ø die Haushaltsvorberatungen im
Verwaltungsausschuss am
15.
und 17. Januar 2018;
Ø die Verabschiedung
des Haushaltsplans für die Stadt und der Wirtschaftspläne für die Eigenbetriebe
am 21. Februar 2018.
Meine sehr geehrten
Damen und Herren, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.“
Abstimmungsergebnis: