Sitzung: 24.03.2021 Gemeinderat
Vorlage: 2021/067
Beschluss:
Der Gemeinderat beschließt die
Haushaltssatzung 2021 sowie die Wirtschaftspläne 2021 der beiden Eigenbetriebe
„Abwasserbeseitigung“ und „Breitbandnetz“.
Oberbürgermeister Schnurr fordert die Fraktionen auf, in der Reihenfolge ihrer Fraktionsstärke ihre Stellungnahme zum Haushalt 2021 abzugeben.
Stellungnahme der CDU-Fraktion (Georg Feuerer):
„Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren,
wenn man rein die
Planansätze betrachtet, würde man in normalen Zeiten sagen, es
ist ein ausgewogener
Haushalt, der die wesentlichen Ausgaben berücksichtigt und im investiven
Bereich wichtige kommunale Projekte beinhaltet, darunter die Sanierung von
Schulen und den weiteren Ausbau der Kinderbetreuung. Aber wir befinden uns
derzeit in einer Ausnahmesituation, die in zweierlei Hinsicht noch unklar ist
und eine Planung für die Zukunft hohe Risiken birgt.
Zum einen wird die
Corona-Pandemie unsere Gesellschaft verändern und nach der Krise wird einiges
anders sein. Keiner weiß, wie es mit Einzelhandel und Gastronomie, die
besonders von den mehrwöchigen Lockdowns betroffen sind, weitergeht. Wer soll
für die immensen Schulden, die Bund und Land auf sich nehmen, künftig
aufkommen? Wir legen damit eine hohe Last für die nachfolgende Generation auf,
die eigentlich diese Ressourcen für den immer dringlicher werdenden Umwelt- und
Klimaschutz benötigt.
Zum anderen befand
sich die für Bühl wichtige Automobilindustrie schon vor der Corona-Krise in
einem einschneidenden Transformationsprozess. Der aktuelle Haushalt weist
deutlich geringere Gewerbesteuer-Einnahmen und in Folge ein Defizit von rund
7,7 Millionen Euro aus. In der mittelfristigen Finanzplanung hat die
Finanzverwaltung dargelegt, dass mit einem dauerhaften Rückgang der
Steuereinnahmen zur rechnen ist. Der gesetzliche Ausgleich der künftigen
Haushalte wird daher nicht mehr nur durch gravierende Einsparungen erreicht
werden können.
Noch ist der
städtische Haushalt dank der guten Rücklagen kein Fall für die Intensivstation.
Mit dem staatlichen Ausgleich des Gewerbesteuerausfalls haben wir im letzten
Jahr eine vitalisierende Spritze erhalten und sind damit noch mit einem blauen
Auge davongekommen. Ob wir in Zukunft weitere derartige Hilfen vom Staat
erhalten, ist fraglich und sicherlich nicht die Lösung des Problems. Wir müssen
unseren Haushalt selbst wieder auf die Beine bringen und durch eine dringende
Verschlankung fit für die Zukunft machen. Wir, die CDU-Fraktion, hätten uns
gewünscht, wenn schon jetzt deutlichere Anzeichen des notwendigen Genesungsprozesses
im Haushalt erkennbar wären. Da aktuell kaum mehr Einnahmen zu erzielen sind
und viele Ausgaben als Fixkosten die Stadt dauerhaft belasten, gilt es vor
allem die dynamisch ansteigenden Personalkosten in den Griff zu bekommen. Bühl
liegt hier weit über dem Durchschnitt
vergleichbarer
Städte.
Nach Antoine de
Saint-Exupery soll man die „Zukunft nicht voraussehen wollen, sondern möglich
machen.“ Die bereits tagende Haushaltsstruktur-Kommission ist daher der
richtige Weg, um Aufgabenfelder der Stadt kritisch zu durchleuchten und
erforderliche Korrekturen vorzunehmen. Wir wollen aber keine Radikalkur, die zu
Inaktivität oder zum Stillstand führt, sondern ein Vorgehen mit Augenmaß.
Wichtig sind dabei für uns vor allem die Erfüllung gesetzlicher Aufgaben und
Nutzen für die Bürgerschaft. Bürgernähe und Erhalt einer pulsierenden
Gesellschaft in der Innenstadt wie auch den Stadtteilen sind für uns die
Leitlinien, den wir bei der Haushaltskonsolidierung als Maßstab anlegen.
Die Corona-Pandemie
hat gezeigt, dass wir im Verhältnis zu anderen Ländern
organisatorisch und
technologisch in Rückstand geraten sind. Wir begrüßen daher den Ausbau der
Breitbandinfrastruktur und den Ausbau der Digitalisierung in der Verwaltung und
insbesondere in den Schulen. Allerdings darf Technologie nicht zum Selbstzweck
werden und als Primat über dem Menschen stehen. Auch hier gilt es den Aufwand
mit dem Nutzen für die Bürger abzuwägen.
Auch wenn es schwer
ist, Umwelt- und Klimaschutz auf lokaler Ebene maßgeblich zu
beeinflussen,
begrüßen wir die Maßnahmen in Richtung Klimaneutralität. Die
energetischen
Sanierungen von Gebäuden sowie die Berücksichtigung bei Neubauten sind
inzwischen technische Standards. Wir freuen uns daher sehr über die Sanierung
und Umbau des Windeck-Gymnasiums sowie der Bachschloss-Schule, die in einer
Zeit errichtet wurden, wo Klimaschutz noch ein Fremdwort war. Die hierfür
erforderlichen Investitionen sind enorm. Es sind aber wichtige Investitionen
für die Zukunft unserer Kinder und unserer Stadt und wir halten daher auch eine
Finanzierung durch Darlehen für gerechtfertigt.
Vom Sanierungsgebiet
„Südlicher Stadteingang“ versprechen wir uns wichtige Impulse für die
Verbesserung der Wohn- und Aufenthaltsqualität in diesem Quartier. Um den nach
wie vor hohen Wohnungsbedarf zu decken, wünschen wir uns neben der
Innenverdichtung die Entwicklung verträglicher Baugebiete in den Stadtteilen.
Von der
Wirtschaftsförderung erwarten wir deutliche Impulse für den örtlichen Handel,
Gewerbe und die Industrie, um die Veränderungen und Folgen aus Elektromobilität
und Corona-Pandemie zu bewältigen. Einen richtigen Schritt sehen wir dabei in
der engeren
Zusammenarbeit mit
der Technologie-Region Karlsruhe und dem geplanten Digital-Hub in der
Weststadt.
Die CDU-Fraktion
stimmt dem vorgelegten Haushaltsplan und den Wirtschaftsplänen der
Eigenbetriebe 2021 zu.“
Stellungnahme der
FW-Fraktion (Prof. Dr. Karl Ehinger):
„Die Aufstellung des
Haushaltsplans 2021 war eine außergewöhnliche Herausforderung. Erschwert wurden
die Prognosen durch die Transformation der Automobilindustrie und die
Unwägbarkeiten infolge der Corona-Krise. Folglich wird nur ein
Gewerbesteueraufkommen von 17 Mio. Euro erwartet. Infolge Pandemie bedingter Schließungen
befürchten wir die Verödung unserer Stadt und sinkende Einkommens- und
Umsatzsteuereinnahmen. Wir unterstützen deshalb die Forderungen von
Einzelhändlern, Gastronomen und Dienstleistern zu Öffnungen mit Augenmaß.
Die Stadt Bühl hat 2019 den
Klimanotstand erklärt. Ein Haushalt ist die in Zahlen gegossene Beschreibung
der Ernsthaftigkeit zur Nachhaltigkeit. Der Beratungsentwurf zeigt dies leider
nicht. Der Ergebnishaushalt, der den tatsächlichen Ressourcenverbrauch
darstellt, weist ein Defizit von mehr als 7,7 Mio. Euro aus. Nur um diese Zahl
zu verdeutlichen: Dies entspricht den Personalaufwendungen für mehr als 70
Vollzeitstellen der gehobenen Vergütungen.
Die Stadt muss also dringend
ihr Handeln ändern! Sie muss ihre Ausgaben reduzieren und die Einnahmen
erhöhen. Sie muss sich auf die Pflichtaufgaben konzentrieren und auf das
beschränken, was die Mehrzahl der Einwohner für die Daseinsvorsorge braucht.
Angebote mit den niedrigsten Kostendeckungsgraden sollten im Fokus stehen. Alle
städtischen Leistungen - insbesondere solche, von denen andere Kommunen
profitieren - müssen auf den Prüfstand. Bei der prekären Finanzlage müssen wir
fragen, ob die Stadt sich den Erhalt noch leisten kann von Einrichtungen wie
Mediathek, Bürgerhaus, Schwimmbad, Grillhütten, Vereinshaus Bühl usw. Nicht
benötigte Gebäude müssen veräußert werden.
Bei Neubauten ist auf
Nachhaltigkeit zu achten. Die Freien Wähler begrüßen deshalb die Pläne, den
Kindergarten Moos in massiver Holzbauweise zu erstellen. Wir versprechen uns
Zeit- und Kosteneinsparungen durch Modulbauweise. Wir befürworten, dass 1,2
Mio. Euro im Haushaltsplan in den Erhalt städtischer Gebäude eingestellt sind.
So kann Energie gespart und die Klimaschutzziele können eher erreicht werden.
Energiehungrige Leuchtmittel sind sukzessive durch LEDs zu ersetzen.
Die Stadt plant wichtige und
nicht aufschiebbare Investitionen von rund 11,2 Mio. Euro, unter anderem für
den Neubau der Mensa, den Kindergarten Moos, die Sanierung des
Windeck-Gymnasiums, die Fertigstellung des Baugebiets Bühlfeld II und die
Sanierung der Eichenwaldstraße. Wir freuen uns, dass nach den Planungsphasen
bald mit Bauen begonnen wird.
Um unsere Schüler bestmöglich
für Arbeitsleben und Studium zu qualifizieren, müssen die Schulen motivierende
Räumlichkeiten bieten und optimal ausgestattet
werden.
Alle Schulen sollten digitale Endgeräte und ausreichend breitbandigen Zugang
zum Internet haben. Aber die Schulträger kommen an einem mit dem
Kultusministerium abgestimmten, langfristig angelegten Investitionskonzept für
eine digitale Infrastruktur vor Ort nicht vorbei.
Der motorisierte
Individualverkehr kann durch Umsteigen auf Rad oder ÖPNV reduziert werden.
Damit das Rad nicht nur in der Freizeit benutzt wird, sondern auch auf dem Weg
zur Schule und Arbeit, dürfen Radwege keine Umwege sein. Das Radwegenetz muss
dementsprechend optimiert werden. Im Haushaltsplan ist für den ÖPNV ein
Nettoressourcenbedarf von 1,175 Mio. Euro angesetzt. Damit der ÖPNV attraktiv
ist, müssen Haltestellen nah bei den Wohnungen sein. Beim Umsteigen darf es
keine langen Wartezeiten geben.
Unsere Vision ist ein für
Nutzer kostenfreier ÖPNV. Finanziert werden könnte dies durch eine Anpassung
der Grundsteuer.
Größter Posten im Finanzplan
sind die Personalaufwendungen. Erhoffte Einsparungen durch die Digitalisierung
sind noch nicht zu erkennen. Geeignete Verwaltungsabläufe sind deshalb zeitnah
zu verschlanken. Ob dies bei den Ortsverwaltungen (OV) möglich ist, wird
derzeit untersucht. Deren Öffnungszeiten wurden in den letzten Jahren bereits
stark gekürzt. Ein Blick in den Stellenplan zeigt, dass die im Haushaltsplan
angegeben 3,45 Stellen für die OV nur 0,84 % aller besetzten Stellen der Stadt
ausmachen. Die Personalaufwendungen aller OV entsprechen gar nur 0,69 % der
gesamten städtischen Personalaufwendungen. Dies zeigt, größere
Einsparpotentiale gibt es an anderen Stellen. Durch vorausschauende
Personalentscheidungen wurden bereits erste Weichen zukunftsweisend gestellt.
Sorgen bereitet uns der
Eigenbetrieb Abwasser bei dem eine Kreditaufnahme von 2,575 Mio. Euro geplant
ist. Die Prokopfverschuldung steigt so auf den neuen Rekordwert von 1.068 Euro
und ist somit mehr als doppelt so hoch wie die des städtischen Haushalts.
Die
Freien Wähler sehen und anerkennen die schwierigen Bedingungen und den daraus
resultierenden Unsicherheiten bei der Aufstellung des Haushaltsplans. Wir
stimmen trotz der Bedenken dem Entwurf und den Wirtschaftsplänen der
Eigenbetriebe zu und sichern unsere konstruktive Mitarbeit zur Bewältigung der
anstehenden Probleme zu.“
Stellungnahme der
GAL-Fraktion (Walter Seifermann):
„Bühl war einst Familie
Neureich: Auf 40 bis 45 Millionen Euro beliefen sich die
Gewerbesteuereinnahmen. Wir konnten uns vieles leisten: tolle Häuser, Autos,
Hubschrauber und Yacht. Nun sind wir Normalverdiener mit 15 bis 18 Millionen
Euro Gewerbesteuereinnahmen. Da die Ausgaben jedes Jahr schneller steigen (4,54
Prozent) als die Einnahmen (1,72 Prozent), haben wir ein strukturelles Defizit
von zirka sieben Millionen Euro pro Jahr – Tendenz steigend.
Wichtige Aufgaben wie die
Sanierung des Windeck-Gymnasiums (zirka 20 Millionen), der Neubau der Mensa
(6,5 Millionen), der Neubau des Kindergartens Moos und die Sanierung der
Bachschlossschule (0,5 Millionen) werden auf Pump finanziert und erfordern
jedes Jahr eine höhere Tilgung.
Trotz der noch hohen Rücklagen
ist ein schnelles Handeln notwendig, um eine nachhaltige Senkung des
strukturellen Defizits zu erreichen. 2021 ist ein Übergangshaushalt, aber schon
im nächsten Haushalt müssen hier deutliche Einsparungen erreicht sein. Wir
werden uns nicht mehr alles leisten können. Wir müssen deutlich abspecken, um
uns wichtige Zukunftsaufgaben leisten zu können wie Maßnahmen gegen den
Klimawandel, den Erhalt unserer Infrastruktur, den Ausbau des Breitbandnetzes,
den Erhalt der städtischen Einrichtungen wie Bürgerhaus, Mediathek, Schwimmbad
und Musikschule.
Im Bereich der städtischen
Einrichtungen wird es aber notwendig sein, die Ausgaben zu deckeln. Natürlich
müssen auch Einnahmeverbesserungen, immer dort, wo es möglich ist, zur
Haushaltskonsolidierung beitragen. Angesichts der dramatisch schlechten
Finanzlage war der Umbau des Dorfplatzes in Eisental die überflüssigste
Entscheidung des Gemeinderates in meiner fast 40-jährigen
Gemeinderatstätigkeit.
Die Coronakrise hat mit ihren
Mehrausgaben und Einnahmeverlusten die finanzielle Schieflage noch verstärkt.
Corona und seine Folgen zehren allen an den Nerven, und viele bangen um ihre
wirtschaftliche Existenz. Aber jeder weiß, wir müssen noch durchhalten bis das
viel zu langsame Impfen abgeschlossen ist.
Gegen
den Klimawandel gibt es keinen Impfstoff. Corona hat aber gezeigt, dass sehr
schnell drastische Verhaltensänderungen möglich sind – wie es bei den Maßnahmen
gegen den Klimawandel auch notwendig wäre.
Die Verwaltung hat für die
Personalausgaben eine Steigerung von 900.000 Euro vorgesehen. Da der
Oberbürgermeister uns aber versichert hat, zu versuchen, diesen Betrag nicht
auszuschöpfen, verzichten wir auf einen Antrag, die Steigerung auf maximal
500.000 Euro zu beschränken.
Ich
bedanke mich bei allen für die gute Zusammenarbeit.“
Stellungnahme
der SPD-Fraktion (Peter Hirn):
„In den letzten
Ausführungen zum Haushalt vor einem guten Jahr, stand das
neudeutsche Wort
Challenge im Mittelpunkt der Vorbemerkungen.
Große
Herausforderungen deuteten sich an, die uns alle viel abverlangen würden.
Und so ist es auch
gekommen. Von den Herausforderungen, von denen man Anfang
des letzten Jahres
noch nichts ahnte und die durch die Pandemie verursacht wurden,
mal ganz zu
schweigen.
So konnte es gar
nicht ausbleiben, sich neben dem allgemeinen Sparwillen auch ganz
konkret um diverse
Einsparmöglichkeiten zu kümmern. Die eingerichtete
Haushaltsstrukturkommission
hat schon ein paar Mal getagt und man kann sagen, dass
dies schon einiges
gebracht hat an Maßnahmen, wie man den städtischen Haushalt in
Zukunft von
Freiwilligkeitsleistungen, die nicht unbedingt nötig sind, zu befreien.
Dass dies nur selten
Vergnügen bereitet und oft im Widerspruch zu den Wünschen der
Bürger steht, liegt
auf der Hand. Lieb gewordene Gewohnheiten aufgeben zu müssen
ist kein
Zuckerschlecken, ist aber absolut vonnöten, um einen weiteren Einbruch der
städtischen Finanzen
zu verhindern.
Sparen ohne Tabus so
muss die Devise lauten, damit wir auch in Zukunft eine
finanziell
verkraftbare Situation vorfinden. Und bei diesem Sparwillen darf es keine
Ausnahmen geben und
es müssen auch Themen aufgegriffen und überprüft werden,
die im Widerspruch
zu einigen Wünschen z.B. aus den Ortsteilen stehen.
So musste das
Ansinnen einiger Bürger einen Gehweg in Neusatzeck im Zuge der
Straßenrenovierung
einzurichten von vornherein zu den Akten gelegt werden. Auch
die geplanten
Maßnahmen im Ortsteil Altschweier können vorerst nicht durchgeführt
werden, mangels
Masse. Auch die Ortsverwaltungen müssen auf den Prüfstand.
Bildung – Kultur –
Sport
Auch im laufenden
Haushaltsjahr wird unsere Stadt dem Ruf einer Schul-Kultur -und
Sportstadt gerecht.
Die Planungen für die Renovierung des Windeckgymnasiums sind
abgeschlossen. Noch
in diesem Jahr werden die Arbeiten beginnen, auch der Neubau
der lange
diskutierten Mensa für die Aloys-Schreiber Schule und die Carl-Netter
Realschule steht
bevor. Aber auch die anderen Schulen stehen im Fokus.
Renovierungsarbeiten
in der Bachschlossschule stehen in diesem Jahr an, auch den
Grundschulen gilt zu
diesem Thema das Augenmerk. Der Erweiterungsbau des
Kinderhauses
Sonnenschein ist abgeschlossen und der Neubau des Kindergartens in
Moos ist
beschlossen. Die Finanzierung dieser drei bedeutendsten Projekte im
Hochbau soll ein
erster Kredit in Höhe von 3,3 Mio Euro aufgenommen werden.
Das Thema
Digitalisierung hat eine große Bedeutung, wie es OB Schnurr in seiner
Haushaltsrede
formulierte. Alle Tätigkeitsbereiche der Stadtverwaltung sind damit
befasst, und eben
auch die Schulen haben nicht zuletzt auch durch die Coronakrise
diesbezüglich einen
großen Sprung nach vorne gemacht. Dies ist mit einem großen
finanziellen Einsatz
verbunden, der aber unabdingbar ist, um zukunftsgerecht
arbeiten zu können.
Demzufolge ist auch
der Personaleinsatz in der Verwaltung den Ansprüchen
angepasst worden.
Die Schulen sind überwiegend gut aufgestellt, dies war auch nötig,
denn die Pandemie
stellte nicht nur die Verwaltung, sondern auch die Schulen vor
neue
Tätigkeitsfelder und Probleme, wie Unterricht über den PC und etliches mehr.
Die angeordneten
Schulschließungen lassen allerdings viele trotzdem von verlorenen
Schulwochen
sprechen.
Das im Rathaus
entwickelte Projekt „Palim-Palim“ fand regioübergreifend große
Anerkennung und
wurde allenthalben in der Öffentlichkeit verbreitet.
Das Thema Sport
musste notgedrungen zurückgefahren werden. Der Vereinssport kam
so gut wie zum
Erliegen, im Schulsport war es kaum besser. So fällt auch weiterhin
die Schwarzwaldhalle
und das Hallenbad als Sportstätte weg. Die Halle durch die
Einrichtung als
Impfzentrum, das Bad aus finanziellen Gründen.
Auch der
Kulturbetrieb im Bürgerhaus fiel aus, die entsprechenden Maßnahmen
werden zurzeit
erläutert.
Bauen und Wohnen
Preiswerter Wohnraum
ist derzeit für alle Kommunen eines der Hauptthemen,
welches uns noch
lange beschäftigen wird. Unsere Entscheidung für ein
Nachverdichten in
der Innenstadt, mangels Alternativen in der Fläche, gefällt
durchaus nicht allen
Bürgern. Die Bebauung von freien Grundstücken in der
Nachbarschaft ist in
vollem Gange, der Gemeinderat hat die Situation im Blick und
will in jedem
einzelnen Fall entscheiden, um ein zu groß dimensioniertes Bauen zu verhindern.
2,8 Mio Euro sind im Tiefbau vorgesehen, die Sanierung der Balzhofener
Eichwaldstraße und
der Radweg von Weitenung nach Leiberstung sind die
wichtigsten
Vorhaben. Die Gartenstraße geht ihrer Vollendung entgegen.
Verkehr –
Infrastruktur
Die Errichtung des
Kreisels beim Kaufland hat die Verkehrssituation erheblich
verbessert.
Verkehrsströme weiterhin optimal zu lenken, wird stetiger Begleiter der
Verwaltung und des
Gemeinderates sein, denn es steht auch zum Thema Parken und
Zur Hauptstraße
einiges auf dem Programm. Auch die Verbesserung des ÖPNV ist wie in
jedem Jahr ein
weiteres Thema, was uns noch ein Weilchen beschäftigen wird.
Dass es unserer Stadt
mit dem Klimaschutz Ernst ist, beweist neben vielen bekannten
Themen und
Aktivitäten in der Öffentlichkeit vor allem die Einstellung eines
Klimaschutzmanagers
schon vor 3 Jahren. Im September vergangenen Jahres wurde
die frei gewordene
Stelle zügig wiederbesetzt. Auch in den Gemeinderatsvorlagen
wird jeder Beschluss
auf die klimatischen Auswirkungen überprüft.
Die Fraktion der SPD
stimmt dem städtischen Haushalt zu, zwar ohne überbordende
Freude, aber mit dem
vorhandenen Optimismus, dass sich die Zeiten und damit auch
die Zahlen bald
verändern werden. Dies gilt auch für die Wirtschaftspläne der
Eigenbetriebe
Abwasserbeseitigung und Breitbandnetz, sowie der Bühler Sportstätten
GmbH und der BITS
GmbH.“
Stellungnahmen der
FDP-Fraktion (Lutz Jäckel):
„Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Schnurr,
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Jokerst
Liebe Kolleginnen und Kollegen
Sehr geehrte Damen und Herren,
Drehen wir die Uhr ein Jahr zurück. Bei der Verabschiedung des letzten Haushaltes 2020
zeichnete sich schon ab, dass die Schlagzeilen nichts Gutes erahnen ließen, die Realität
übertraf allerdings alles bisher Dagewesene.
Die Pandemie griff in unser aller Leben ein, wie kein anderes Ereignis in den letzten
Jahrzehnten.
Einschränkung von Grundrechten, Ausgangssperren, ein nahezu völliges Erliegen des
Öffentlichen Lebens, das Schließen von Schulen und Kitas, Besuchsverbote in Altenheimen
und Krankenhäusern, Kurzarbeit in weiten Teilen der Wirtschaft, viele Firmen und damit
Existenzen die vor dem wirtschaftlichen Niedergang stehen: Einzelhandel, Hotellerie,
Gastronomie, Schausteller, Künstler, Dienstleister, Friseure, Soloselbstständige ohne
Perspektive, Pflegekräfte, Ärzte und Ärztinnen, die bis zur völligen Erschöpfung arbeiten,
viele an Corona Verstorbene.
Allerdings hat uns diese Pandemie auch aufgezeigt, dass es Mängel gibt und dringend
nachgebessert werden muss. Die digitale Infrastruktur muss weiterhin mit Nachdruck
In der Verwaltung und in den Bildungseinrichtungen ausgebaut werden. Dies gilt auch in
großen Teilen der Wirtschaft. Hier sind wir doch auf diesem Gebiet noch ein Entwicklungsland.
Besonders aufgezeigt wurden die Defizite beim Home Schooling, beim Home Office, bei
der Nachverfolgung und Registrierung von Corona Verdachtsfällen bis hin zu der
Vergabe von Impfterminen und der Entwicklung von Teststrategien.
Die FDP Fraktion begrüßt daher den weiteren stetigen Ausbau der digitalen
Infrastruktur in unseren Ortsteilen, an unseren Schulen, vom Breitbandanschluß bis
zur Komplettausstattung mit mobilen Endgeräten. Zwingend erforderlich ist dabei das
Erstellen von Medienentwicklungsplänen und Schulungen, sowie die Begleitung des
pädagogischen Personals. Erst vor wenigen Tagen entsprach der Gemeinderat diesem Wunsch der Verwaltung und genehmigte eine zusätzliche Stelle, um diese dringende Aufgabe zu lösen. Noch lieber wäre uns allerdings, das Land würde den Einsatz eines digitalen Hausmeisters
oder Lotsen fördern und damit die digitale Kompetenz erhöhen und die Kommunen entlasten.
In diesem Zusammenhang würde die FDP Fraktion die Weiterentwicklung zum Beispiel der
Stadtwerke-App begrüßen. Angefangen beim ÖPNV, einem regionalen Einkaufskalender, Müll, einem virtuellen Stadtrundgang, Kulturprogramme, Ticketkauf von Veranstaltungen, einer Jobbörse, einem Restaurantführer bis zu den aktuellen Stadtnachrichten und bis zu digitalen Umfragen bei Stadtentwicklungsprozessen wäre dies eine Möglichkeit, Bürger schnell zu informieren und sinnvoll zu beteiligen. Dies könnte dann auch bei speziellen Zielgruppen zum Einsatz kommen. (z. Beispiel Jugendbeteiligung). Allerdings muss man darauf achten, wie repräsentativ die Ergebnisse einer digitalen Bürgerbefragung oder Beteiligung sein können.
Zukunft unseres Krankenhauses
Am 23. Februar wurde im Kreistag die Ein Standort-Lösung für ein neues Klinikum
Mittelbaden beschlossen. Dies hat langfristige Folgen für den Bühler Standort. Die FDP
Stadtratsfraktion unterstützt daher die Forderung der FDP/FUR Fraktion dass in Bühl eine
Notfallambulanz eingerichtet bleibt und ein Konzept entwickelt wird, dass die Nachfolgenutzung des Bühler Krankenhauses klärt..
Wirtschaft
Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit im Bereich Bühl von 0,7% auf 3,4% im Gegensatz zum Februar 2020 ist zwar noch keine Katstrophe, aber doch bedenklich in Kombination mit dem erheblichen Anstieg der Kurzarbeit, den sinkenden Steuereinnahmen, dem Transmissionsprozess unserer Automobilindustrie und deren Ankündigung vom Abbau von Arbeitsplätzen. Noch nicht abzuschätzen sind die Folgen und Auswirkungen der Corona Pandemie im Einzelhandel, Handwerk, auf dem Dienstleistungssektor und der Gastronomie.
Im Übrigen muss daher unbedingt der Handwerkerpreis wieder anlaufen, spätestens jedoch im kommenden Jahr. Die FDP Fraktion untermauert ebenfalls unsere alte Forderung nach einem Förderpreis für Gründer und Startups, eine Gründer-Initiative für Schüler und Schülerinnen in Zusammenarbeit mit dem Bits und einer Ausbildungsmesse für alle Schulen.
Was den schwer angeschlagenen Einzelhandel, die Dienstleister und die Gastronomie betrifft, fordern wir In der zweiten Jahreshälfte sobald es die Pandemielage zulässt, Unterstützung und professionelle Hilfe (Manpower) durch die Wirtschaftsförderung und dem Referat Presse und Öffentlichkeitsarbeit in Form von Marketingaktionen, besonderen Markangeboten und verkaufsoffenen Sonderverkaufstagen oder Nächten. So wäre auch eine Unterstützung bei der Homepage der Innenstadtgemeinschaft durchaus denkbar.
Mittelfristig brauchen wir zusätzlich ein Parkierungskonzept in Kombination mit einem
Parkleitsystem für die Innenstadt um den stationären Einzelhandel zu unterstützen. Die FDP Fraktion fordert die Entwicklung eines Langzeitkonzeptes in Zusammenarbeit mit der IHK, der Bina und der Stadt Bühl.
Priorität jedoch hat in den kommenden Jahren allein die Stärkung und Wiederbelebung der
Innenstadt und die Wiedererlangung der Kaufkraft. Die FDP Fraktion hofft in diesem
Zusammenhang, dass zukünftig eine bessere Abstimmung beim Baustellenmanagement für
die Erreichbarkeit der Innenstadt.
Die Finanzen
Erhebliche Sorgen bereitet der FDP Fraktion die Finanzlücke von 7 Millionen Euro im
Gesamthaushalt. Diese Situation vor Augen veranlasste den Kreistag die Kreisumlage nicht zu erhöhen, was sich für Den Bühler Haushalt unmittelbar auswirkt. Zwar wurden im vergangenen Jahr noch Schulden getilgt, aber wir kommen im laufenden Haushaltsjahr, falls sich die Prognosen bestätigen, um eine Kreditaufnahme nicht herum.
Es wurde inzwischen eine Haushaltsstrukturkommission eingerichtet, in der Einspar-
Potenziale erarbeitet und gemeinsam mit der Verwaltung beschlossen werden.. Ob damit allein das Einsparziel erreicht wird, ist allerdings zweifelhaft. So wurden sinnvollerweise Untersuchungen über Einsparpotenziale in Auftrag gegeben. Themen wie der kommunale Schlachthof, das Haus der Vereine, Stadtgeschichtliches Institut, Stadtmuseum, Erwachsenenbildung, Reduzierung der Musikschule, Kürzung des Kulturprogrammes zum Beispiel Kultursommer, ja alle Freiwilligkeitsleistungen müssen auf den Tisch.
Beim Personal ist zu prüfen, ob Reduzierungen durch Erreichen des Rentenalters oder normale Fluktuationen genutzt werden, um einzelnen Stellen nicht mehr zu besetzen. Dies kann allerdings nur durch konsequenten Ausbau der Digitalisierung in der Verwaltung erreicht werden. Weiterhin ist zu prüfen, ob man sich nicht von der ein oder anderen Immobilie trennt. Zum Beispiel das Erich Burger Heim mit dem Verkauf an das KMB.
Kein Tabuthema darf auch eine Reduzierung der Ortsverwaltungen bis hin zum Verkauf von alten Rathäusern sein, allerdings ist hierbei zu beachten, dass das in Auftrag gegebene Gutachten über die Frequentierung in den Ortsverwaltungen eine wesentliche Grundlage für weitergehende Entscheidungen sein muss.
Investitionen
Da wir trotz angespannter Finanzlage einige Großprojekte auf den Weg bringen werden, sind wir gezwungen Kredite in dieser Höhe aufzunehmen. Ob die Sanierung des Windeck-Gymnasiums der Neubau des Kindergartens in Moos oder den längst überfälligen Bau der Mensa, alle 3 Bauvorhaben sind für den Bildungsstandort Bühl Lebensnotwendig und nicht weiter aufzuschieben.
Klimaschutz/Bauleitplanung/Mobilität
Um unserem aktuellen Klimazielen zu erreichen, müssen wir bei zukünftigen städteplanerischen Konzepten alle Aspekte gemeinsam betrachten und einbeziehen.
Verkehr, Wärme, Energieerzeugung, aber auch Klimaanpassung müssen in zukünftigen Bauleitpläne berücksichtigt werden. Moderne Wohnquartiere sollten ihren Beitrag zur Energieerzeugung, zur Energiespeicherung und zur Energiebewirtschaftung leisten. Bei Neubaugebieten die zukünftig entstehen, müssen nachhaltige Mobilitätsformen und die Gesundheit der Bevölkerung von Anfang an mit einbezogen werden.
Allerdings ist dabei zu beachten, haben wir jetzt schon jede Menge rechtliche und planerische Instrumente mit vielen Regeln und Vorschriften, die sich auch schnell zu einem Hemmnis für Bauwillige entwickeln können.
Zusätzlich haben wir als Stadt die Möglichkeit, die eigenen Liegenschaften zu sanieren und damit als Vorbild für Bürger sowie andere Kommunen voranzugehen und motivieren so als Stadt private Eigentümer zur Sanierung.
Wir stellen fest, dass noch erhebliche Potenziale zur Verbesserung des Klimaschutzes von der Stadt ausgeschöpft werden könnten und müssten. Dies ist aber immer mit einer Kosten-Nutzen Analyse zu verknüpfen.
Ein weiterer Aspekt könnten der Einsatz von großen Photovoltaikanlagen an der Autobahn oder auf versiegelten PFC Flächen oder die Überdachung von großen Parkplätzen.
Die Investitionen die für alle diese Maßnahmen notwendig sind, können aber nicht alleine von uns als Kommune aufgebracht werden. Hierzu bedarf es der Unterstützung von Bund und Land ebenso wie von der Privatwirtschaft.
Die FDP Fraktion dankt allen, die sich für die Belange unserer Bürger und Bürgerinnen einsetzen, Ihnen Herr Oberbürgermeister Schnurr sowie Bürgermeister Jokerst, ihrer Verwaltung mit dem Kämmerer Thomas Bauer, Ihnen allen liebe Kollegen und Kolleginnen aller Fraktionen im Stadtrat dem Seniorenbeirat, den Damen und Herren der Presse, allen Verantwortlichen in Industrie, Handwerk, Handel und Gewerbe, unseren Stadtwerken, der Feuerwehr, der Polizei und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Kitas und Schulen, Kirchen, der Bühler Tafel, den sozialen Eirichtungen, sowie allen Ehrenamtlichen im sozialen und kulturellen Bereich, die wir mehr denn je brauchen.
Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle allen Beschäftigten in den Krankenhäusern, den Alten -und Pflegeheimen und im öffentlichen Gesundheitsdienst, dem Ordnungs- und Hauptamt als Koordinierungsstelle der Stadt, die unermüdlich im Einsatz waren und dies noch immer sind.
Bleiben Sie alle Gesund und verlieren Sie nicht die Hoffnung.
„Alles was DU brauchst ist Hoffnung und Kraft.
Die Hoffnung, dass alles irgendwann besser wird und die Kraft, bis dahin durchzuhalten“
Unbekannter Verfasser
Ich danke persönlich meiner Fraktion für das Vertrauen und das gute Miteinander.
Wir stimmen dem Gesamthaushalt und den Teilhaushalten zu.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.“
Stadtrat Löschner verlässt vorübergehend die Sitzung und nimmt an der Beschlussfassung über diesen und den nächsten Tagesordnungspunkt nicht teil.
Oberbürgermeister Schnurr bedankt sich für die lobenden Worte sowie das Vertrauen in die Verwaltung, die in diesen Stellungnahmen zum Ausdruck kommt.
Abstimmungsergebnis:
Einstimmiger Beschluss (24 Ja-Stimmen)