III.
Beschlussvorschlag:
Der Gemeinderat nimmt die Eckpunkte für die anstehende Ausschreibung
zustimmend zur Kenntnis und erteilt der Verwaltung den Auftrag, auf die
entsprechende Gestaltung der Ausschreibungsunterlagen hinzuwirken.
I.
Sachverhalt:
Einführung
Der Betrieb der Citylinie Bühl muss zum Dezember 2020 neu vergeben
werden. Die Ausschreibung erfolgt auf der Grundlage der EUVO 1370/2007
europaweit. Der neue Vertrag wird eine Laufzeit von acht Jahren haben, mit
Verlängerungsoption um zwei Jahre. Das Landratsamt Rastatt wird als
Aufgabenträger die Ausschreibung durchführen. Die Stadt Bühl wird weiterhin das
entstehende Defizit tragen und den Ausschreibungsumfang bestimmen.
Ende Dezember 2018 erfolgte die vorgeschriebene Vorabinformation im
Amtsblatt der EU. Darin wurde die Ausschreibung des Linienbündels Stadtverkehr
Bühl (Citylinie) öffentlich bekannt gemacht. Nicht enthalten waren nähere
Leistungs- und Qualitätsmerkmale. Zu deren Veröffentlichung ist das Landratsamt
spätestens im März 2019 verpflichtet.
Diese näheren Leistungs- und Qualitätsmerkmale stellen die Eckpunkte des
auszuschreibenden Verkehrs dar, die einen möglichen Bieter in die Lage
versetzen sollen, den wahrscheinlichen Aufwand abzuschätzen. Dazu gehören z.B.
Anzahl und Größe der Fahrzeuge, Fahrzeugtechnik, Umlaufzeiten (an welchen Tagen
und von wann bis wann fährt der Bus) oder Anforderungen an das Personal.
Die eigentliche Ausschreibung erfolgt erst zu einem späteren Zeitpunkt,
voraussichtlich im Herbst 2019. Bis dahin kann diese ausgearbeitet werden.
Elementare Grundlagen der Ausschreibung sind im Karlsruher
Verkehrsverbund (KVV) einheitlich geregelt. Dies sind unter anderem die Tarife
oder die Personalregelungen. Anzahl und Größe der Fahrzeuge oder die
Antriebstechnik können flexibel gestaltet werden. Genauso die Umlaufzeiten und
die Taktung der Linien. Dies sind entscheidende Merkmale für die Qualität des
Verkehrs und sie sind von besonderer Bedeutung für die Preisbildung.
Um Ansatzpunkte für mögliche Verbesserungen ermitteln zu können, wurde
eine umfangreiche Betrachtung des Angebotes und der Nachfrage auf der Citylinie
sowie eine Vergleichsanalyse mit vergleichbaren Stadtverkehren im Bundesgebiet
durchgeführt.
Die daraus ermittelten Erkenntnisse wurden den Fraktionsvorsitzenden sowie
den Ortsvorstehern und Ortsbeauftragten vorgestellt. Im Rahmen des
Klimaschutzkonzeptes wurden Verbesserungen bei der Citylinie unter dem Aspekt
des Klimaschutzes als Maßnahme formuliert und im Klimabeirat intensiv
diskutiert. Dort wurde auch die Bildung einer Arbeitsgruppe aus allen
Fraktionen des Gemeinderates angeregt. Diese hat am 9. Januar mit der
Verwaltung die Thematik umfassend besprochen. Die Beratungen im Klimabeirat und
in der Arbeitsgruppe waren wesentliche Grundlage für die weitere Arbeit der
Verwaltung.
Analyse des Angebotes
Das Angebot der Citylinie besteht derzeit aus:
Linie 271, Kappelwindeck/Weststadt
Linie 272, Weitenung
Linie 273, Neusatz
Linie 274, Eisental
Linie 275, westliche Stadtteile
Es ergänzt damit die bestehenden Regionallinien, wobei diese teilweise
überlagert werden. Mit Ausnahme von Altschweier und Vimbuch werden alle anderen
Stadtteile bedient. Das Netz der Citylinie ist ein „gleichbehandelndes“ Netz.
Die Linienfahrten beginnen und enden morgens und abends in etwa zur selben
Zeit. Es wird überall ein Stundentakt angeboten.
Das Stadtgebiet ist mit Busverbindungen durch die Regionallinien und die
Citylinie gut erschlossen. Anfangs-, End- und Verknüpfungspunkt der Citylinie
ist der Bahnhof. Die Fahrpläne sind auf den Anschluss an die Züge ausgerichtet,
soweit damit vereinbar auch auf die Schulzeiten. Ein für die Lesbarkeit der
Fahrpläne wünschenswerter gleichmäßiger Takt kann dadurch nicht eingehalten
werden, das Zusammenspiel mit den Zugfahrplänen gleicht dies aber aus.
Querverbindungen von Stadtteil zu Stadtteil sind nur durch Umstieg am
Bahnhof möglich. Die Anbindung der Gewerbegebiete hatte bisher keine Priorität.
Wie am nachfolgenden Schaubild gut zu erkennen, ist die Achse Weitenung-Rittersbach-Waldmatt-Neusatz
komplementär zum Regionalbusangebot.
Das bestehende Angebot wird mit fünf von der Stadt finanzierten
Fahrzeugen erbracht. Die Anzahl an Fahrzeugen ist ein Maßstab für die zu
erwartenden Kosten.
Analyse der Nachfrage
Jedes Frühjahr erfolgt eine Zählung. Die Zahlen werden auf das Jahr
hochgerechnet. Es handelt sich also um abgeleitete Schätzungen. Eine Tendenz
lässt sich aber eindeutig erkennen:
Die neueste Zählung
im Frühjahr 2018 ergab ähnliche Werte wie 2016.
Die Linien 272 und 273 erzielen die meisten Fahrgäste. Die Zahlen sind
seit Jahren gleichmäßig mit zunehmend schwächer werdender Tendenz bei den
Linien 271 und 275.
Zur Veranschaulichung nachfolgend eine Berechnung der Mittelwerte der
Fahrgastzahlen für einen Wochentag pro Linie:
Im Durchschnitt nutzen zusätzlich 7 Fahrgäste das ALT-Angebot unter der
Woche, 23 am Samstag und 10 am Sonntag.
In der folgenden Darstellung sind die Fahrgastzahlen weiter
heruntergebrochen auf Zustiege je Tag je Haltestelle und zeigen damit die
Nachfrage in der Fläche:
Zu den einzelnen Linien lassen sich stichwortartig zusammengefasst
folgende Aussagen treffen:
Linie 271
-
verläuft
teilweise parallel zur Linie 273
-
die
Nutzung ist schwach
-
die
Fahrlage ist als ungünstige Ringlinie ausgebildet
-
aber: Schulverbindungen,
insbesondere Bachschlossschule
Linie 272
-
wird
am stärksten genutzt
-
kaum
Überlagerung durch Regionallinien
-
zusätzliches
Potential ist zu erwarten
Linie 273
-
die
Auslastung ist relativ hoch
-
weiteres
Potential denkbar
-
Überlagerung
mit Regionallinien, die voraussichtlich ausgebaut werden
Linie 274
-
wird
regelmäßig aber relativ schwach genutzt
-
kaum
Überlagerung mit Regionallinien
-
Grund
für die geringe Nachfrage ist möglicherweise, dass ein Stundentakt zu lang ist
für die kurze Entfernung zur Kernstadt
Linie 275
-
niedrigste
Nutzung aller Linien
-
lange
Strecke mit relativ wenig Bebauung
-
starke
Konkurrenz zu Hauptnutzungszeiten durch Regionallinien
Benchmarkvergleich
Um herauszufinden, welche Erfolgsfaktoren in Stadtverkehren anderer
Städte eine Rolle spielen, wurden diese in
-
Mühlhausen
in Thüringen,
-
Lampertheim
in Hessen,
-
Buchholz
in Niedersachsen und
-
Radolfzell
am Bodensee.
näher betrachtet.
Diese Städte wurden
ausgewählt, weil sie
-
eine
ähnliche Einwohnerzahl und Dichte,
-
einen
Bahnhof und ein daran ausgerichtetes Busnetz sowie
-
Stadtbus-
und Regionalbuslinien haben und
-
die
Daten leicht verfügbar waren.
Lampertheim, Buchholz und Radolfzell haben mehr als doppelt so viele
Fahrgäste pro gefahrenen Kilometer als Bühl. Mühlhausen liegt leicht darüber.
Bei genauerer Betrachtung der Angebote, deren Darstellung den Rahmen
dieser Vorlage sprengen würde, können folgende eindeutige Erfolgsfaktoren
identifiziert werden:
-
Konzentration
des Angebotes auf wenige Linien mit dichtem Takt,
-
Durchmesserlinien
oder Radiallinien (also kein Ringverkehr der entweder auf der Hin- oder auf der
Rückfahrt eine lange Strecke für Fahrgäste bedeuten würde),
-
durchgängig
gleiche, leicht vermittelbare Taktung,
-
homogene
Siedlungsfläche,
-
hoher
finanzieller Einsatz für angebotsorientierte Planung,
-
gutes
Marketing.
Anruf-Linien-Taxi (ALT)
Das ALT ist ein bedarfsabhängiger Linienverkehr, der an die
ÖPNV-Haltestellen gebunden ist und in der Regel mit kleineren Fahrzeugen
durchgeführt wird.
Zum besseren Verständnis nachfolgend ein Ausschnitt aus dem Fahrplan der
Linie 273. Die ALT-Fahrten sind mit einem Telefon markiert. Danach kann ein
Fahrgast z.B. eine Fahrt für 20.45 Uhr ab dem ZOB buchen und an den mit “A“
(für „Aussteiger) gekennzeichneten Haltestellen aussteigen. Er muss diese Fahrt
45 Minuten vor Fahrtbeginn, also in diesem Fall spätestens um 20.00 Uhr beim
Betreiber des ALT anmelden. An einer anderen Haltestelle als dem ZOB kann nicht
zugestiegen werden.
Diesem Fahrplan liegt das Prinzip zugrunde, die Beförderungskette vom
Zug über die sog. „letzte Meile“ zu den Zeiten sicherzustellen, zu denen kein
regulärer Bus mehr fährt. Diese Fahrt kostet keinen zusätzlichen Preis, wenn
der Fahrgast für den Zug eine Verbundfahrkarte des KVV oder den BW-Tarif
benutzt hat. Für den Aufpreis von einem Euro wird zusätzlich die Fahrt bis zur
Haustüre angeboten.
An Samstagen und Sonntagen wird die Fahrt von gekennzeichneten
Haltestellen („E“ für „Einsteiger“) zum ZOB angeboten:
Die
Beförderungskette läuft hier umgekehrt von zuhause zum Zug.
Dieses ALT-Angebot
wird regelmäßig in akzeptablem Umfang genutzt:
Die Nutzung des ALT in Kappelwindeck (271) und Eisental (274) ist
niedriger als bei den anderen Linien. Das dürfte an den kurzen Strecken liegen,
die eher alternativ bewältigt werden. Sie ist auch homogener, was auf eine
relativ konstante Nutzerstruktur schließen lässt.
Die anderen ALT-Linien werden deutlich stärker aber inhomogener
beansprucht. Die Spitze im Jahr 2016 wurde durch die Flüchtlinge erzeugt.
Das Angebot deckt aber nur die Beförderungsnachfrage vom und zum Bahnhof
ab.
Schwachpunkte und Verbesserungspotential
Im Vergleich zu den Vergleichsstädten gibt es bei der Citylinie derzeit
keine Konzentration auf wenige Linien mit dichtem Takt. Der Takt ist überall
gleich. Die vorhandene Taktbildung ist nicht durchgängig. Insbesondere die
Linien nach Weitenung und Eisental bieten wegen der fehlenden Konkurrenz durch
Regionallinien mehr Potential. Ein Halbstundentakt, der gleichmäßiger angeboten
werden kann, wäre dort sinnvoll.
Die Verteilung der Siedlungsflächen ist sternförmig um den Bahnhof
herum. Die Streckenführung in die Stadtteile hat zwangsläufig große
Siedlungslücken. Der Benchmarkvergleich zeigt, dass dies keine guten
Voraussetzungen für einen erfolgreichen Verkehr sind. Insbesondere auf den
Strecken Richtung Westen und Neusatz ist dies der Fall. Dort sollte an Stelle
der Citylinie das Angebot der Regionallinien stärker ausgebaut werden, die von
der Rheinschiene und der B 500 nach Bühl führen und derzeit eine starke
Konkurrenz zur Citylinie bilden.
In den westlichen Stadtteilen ist die von der Bevölkerung immer wieder
nachgefragte Verknüpfung der Stadtteile untereinander schlecht. Dies könnte
über einen ALT-Verkehr verbessert werden. In diesem Zuge sollte flächendeckend
über ein flexibleres ALT-System nachgedacht werden, das nicht nur den ZOB im
Blickpunkt hat.
Im Vergleich zu den oben genannten Stadtverkehren ist der
Ressourceneinsatz in Bühl deutlich niedriger. Die Planungen der Vergangenheit
waren kostenorientiert und nicht angebotsorientiert. Will man den Verkehr verbessern,
muss man zunächst das Angebot in den Blick nehmen.
Marketing findet seit einigen Jahren von städtischer Seite nicht mehr
statt, da die Mittel z.B. für den Druck des Bühler Kursbuches eingespart
wurden. Dies muss sich in der Zukunft deutlich verändern. Eventuell gibt es
über das Klimaschutzkonzept einen Ansatz für Fördermöglichkeiten.
Eckpunkte für die anstehende Ausschreibung
1. Linienverkehr
Auf Grund der Auswertungen und Analysen sowie der gegenwärtigen Nutzung
schlägt die Verwaltung folgende Eckpunkte für ein verbessertes
Citylinienkonzept vor:
Die Linie 271 in Richtung Rittersbach/Kappelwindeck bleibt im
Wesentlichen wie bisher. Der Grund liegt im Bedarf der Schulen, der nicht
vernachlässigt werden darf, und im Freizeitverkehr Richtung Burg Windeck, der
nicht alternativ abgedeckt werden kann. Die Anbindung in die Weststadt wird auf
einen durchgängigen Stundentakt verstärkt. Bisher war das nicht der Fall.
Dadurch wird insbesondere das Gewerbegebiet Froschbächle deutlich häufiger
angebunden.
Die Linien 272 (Weitenung) und 274 (Eisental) werden im Halbstundentakt
bedient. die Strecken ergänzen den nur schwach vertretenen Regionalverkehr sehr
gut. Es ist dadurch von einem erzielbaren, höheren Nutzungspotential
auszugehen.
Die Linie 273 (Neusatz) bleibt im Wesentlichen wie bisher. Auf dieser
Strecke sollte die weitere Entwicklung der Regionalverkehre abgewartet werden.
Hier fahren starke Verkehre zur B 500 und nach Bühlertal, die von der Citylinie
überlagert werden. Diese Überlagerung sollte nicht verstärkt werden.
Die Linie 275 wird in eine reine ALT-Linie umgewandelt, die dadurch neu
eine Verbindung zwischen den westlichen Stadteilen (Vimbuch, Balzhofen, Moos,
Oberbruch) ermöglicht. Den Busverkehr nach Bühl wird ein verstärkter Regionalverkehr
abdecken, der bereits in Planung ist. Die bestehende Busanbindung darf sich am
Ende für keinen Stadtteil verschlechtern. Sollten sich die Erwartungen an den
Regionalverkehr nicht erfüllen, wäre darauf in der Folge zu reagieren.
In die Gewerbegebiete Nord und Bußmatten führt eine separate neue Linie
(276). Diese Linie wurde ein Jahr lang erfolgreich getestet.
In das Gewerbegebiet Süd führt ebenfalls eine eigene neue Linie (Linie
277).
2. ALT
Das ALT-System wird auf Flächenbedienung innerhalb aller Linien
umgestellt, d.h. man kann innerhalb des Fahrplanes einer Linie an jeder
Haltestelle ein- und aussteigen. Insbesondere auf der Linie 275 wird es dadurch
möglich, eine variable Verbindung zwischen den westlichen Stadtteilen
einschließlich Vimbuch zu schaffen.
Dieses neue ALT-Konzept ist wesentlich nutzerfreundlicher, erfordert
aber einen weit höheren Koordinierungsaufwand beim durchführenden Unternehmer.
3. Einsatz von Elektrobussen
Das vom Gemeinderat beschlossene Klimaschutzkonzept fordert die
Einführung von Elektrobussen bei der Citylinie. Deren Einsatz im Linienverkehr
befindet sich vor allem in Deutschland aber erst in der Erprobung. Andere
Länder, z.B. China, sind schon wesentlich weiter. Es gibt viele
Fragestellungen, die zu klären sind, angefangen von der Lebensdauer der
Batterien über die Ladetechnik bis hin zum einzusetzenden Fahrzeugmodell.
Inländische Hersteller verweisen darauf, dass es ihnen darauf ankomme,
möglichst ausgereifte Fahrzeuge auf den Markt zu bringen, daher dauere die
Markteinführung etwas länger. Gerade bei der batterieelektrischen
Antriebstechnik sei der Aufbau des „After-sale-supports“ – also die
Unterstützung von Kunden bei Wartung und Reparatur – äußerst wichtig und
brauche Zeit. Werkstätten müssten umgerüstet und Personal für die
Hochvolttechnik geschult werden. Elektromobilität sei ein neues „System“, bei
dem viel mehr in den Blick genommen werden müsse als nur das Fahrzeug an sich.
Ein Anbieter für den Linienbetrieb müsste sich dieser Herausforderung stellen.
Ein wesentlicher Punkt ist die Ladeinfrastruktur. Hierbei kann
unterschieden werden zwischen Schnellladesystemen – zu bewerkstelligen auch an
Haltestellen auf der Strecke mittels Pantographen (ausfahrbares Dachladesystem)
– und der Langzeitladung „am Stecker“. Letztere, technisch einfachere Lösung
kommt bei nächtlichen Stillstandzeiten der Fahrzeuge in Betracht. Als Standort
für die Ladetechnik ist der Betriebshof des Busunternehmens die naheliegende
Lösung. Schnellladesysteme würden eine Infrastruktur erfordern, die ein
Betreiber in der Regel nicht selbst errichten kann.
Von besonderem Interesse für die Betreiber sind auch die Laufleistungen
der Fahrzeuge mit Batterietechnik zwischen den Aufladungen. Sie sollten für
einen unterbrechungsfreien ganztägigen Umlaufbetrieb möglichst ausreichen, um
nicht ein weiteres Fahrzeug vorhalten zu müssen. Es wird eine tägliche
Reichweite mit einer Batterieladung im realen Betrieb von 100 km genannt. Wenn
von höheren Laufleistungen gesprochen wird, so gelte dies allenfalls für
Idealbedingungen. Bis zu 50 % der Batterieladung würde allein für die
Klimatisierung (Heizung, Kühlung) der Fahrzeuge benötigt. Signifikant höhere
Batteriekapazitäten werden erst in einigen Jahren erwartet.
Bezüglich der Anschaffungskosten für einen batterieelektrischen
Normalbus (ca. 500.000 €) gegenüber einem Normalbus mit neuester
Dieselantriebstechnik (ca. 250.000 €) muss mit einer Verdopplung gerechnet
werden. Ähnlich dürfte es auch bei kleineren Busmodellen sein. Hierbei wären im
Einkaufswettbewerb zu erzielende Nachlässe (vor allem bei Bussen mit
konventioneller Antriebstechnik) und (bei Elektrobussen erwartbar höhere)
staatliche Förderungen noch einzurechnen. Derzeit muss bei Elektrobussen von
einem Restbuchwert nach der Laufzeit von 0 € ausgegangen werden. Ob diese
deutlich höheren Investitionskosten durch Einsparungen im laufenden Betrieb
ausgeglichen werden können und ob bzw. wie sich die Angebotspreise für die
Citylinie dadurch erhöhen ist offen und kann von der Verwaltung nur geschätzt
werden.
Vor diesem technischen und wirtschaftlichen Hintergrund stellt sich die
Frage, ob und wie neue, lokal emissionsfreie bzw. -arme Antriebstechniken in
der Ausschreibung berücksichtigt werden können. Denn im Kontext der
Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzepte, die in Bühl einen hohen Stellenwert
haben und zu aktiven Umsetzungsmaßnahmen führen sollen, wäre es nicht das
richtige Signal, den Einsatz von Elektrobussen auf der Citylinie auszuschließen.
Der Gemeinderat hat im Beschluss über das Klimaschutzkonzept bereits eine
deutliche Weichenstellung gesetzt. Die anzustrebenden Ziele wurden in den
Sitzungen des Klimabeirates deutlich herausgearbeitet.
So beinhaltet das neue Linienkonzept zwei Linien in die Gewerbegebiete,
die sich auch nach dem jetzigen Stand der Technik aufgrund der geringen
Streckenlänge für den Einsatz von Elektrobussen eignen würden. Vorbehaltlich
von rechtlichen Detailprüfungen dürfte es möglich sein, die Ausschreibung so zu
gestalten, dass einem Auftragnehmer nach Vergabeentscheidung noch eine Frist
nach dem Dezember 2020 eingeräumt wird, passendes Gerät zu beschaffen. Bis
dahin dürfte mehr Klarheit zu technischen Fragestellungen herrschen.
Nach Abwägung dieser Überlegungen schlägt die Verwaltung dem Gemeinderat
vor, die Ausschreibungsunterlagen so zu gestalten, dass der Einstieg in die
Nutzung von Elektrobussen bis spätestens 2021 erfolgt. Dies soll zunächst auf
zwei Linien geschehen.
Weitere Entscheidungen sollten erst auf der Basis von Erfahrungen und
der weiteren technischen Entwicklung (Hybride, Brennstoffzelle) getroffen
werden.
II. Finanzielle Auswirkungen:
Aus der Umsetzung der dargestellten Eckpunkte folgt ein Bedarf von
voraussichtlich sieben Fahrzeugen, davon fünf dieselbetrieben und zwei
elektrisch betrieben, und ein deutlich höherer Aufwand beim ALT. Die Schätzung
der Kosten, die sich daran und an dem gegenwärtigen Aufwand orientiert, ergibt
eine künftige jährliche Haushaltsbelastung von 1,0 bis 1,1 Mio. Euro gegenüber
derzeit 640 TEuro.
Die Verwaltung weist darauf hin, dass es hier deutliche Unabwägbarkeiten
gibt, wie z.B. die Kosten für die Elektrobusse und mögliche Zuschüsse. Genauere
Aussagen sind erst nach Feststellung des Ergebnisses der Ausschreibung möglich.
Anlagenverzeichnis:
Aus der Umsetzung der dargestellten Eckpunkte folgt ein Bedarf von
voraussichtlich sieben Fahrzeugen, davon fünf dieselbetrieben und zwei
elektrisch betrieben, und ein deutlich höherer Aufwand beim ALT. Die Schätzung
der Kosten, die sich daran und an dem gegenwärtigen Aufwand orientiert, ergibt
eine künftige jährliche Haushaltsbelastung von 1,0 bis 1,1 Mio. Euro gegenüber
derzeit 640 TEuro.
Die Verwaltung weist darauf hin, dass es hier deutliche Unabwägbarkeiten
gibt, wie z.B. die Kosten für die Elektrobusse und mögliche Zuschüsse. Genauere
Aussagen sind erst nach Feststellung des Ergebnisses der Ausschreibung möglich.