Sitzung: 24.02.2016 Gemeinderat
Vorlage: VO/317/2016
Beschluss:
Der Gemeinderat beschließt die
Haushaltssatzung 2016 sowie den Wirtschaftsplan 2016 des Eigenbetriebs
Abwasserbeseitigung.
Oberbürgermeister Schnurr betont, dass man den Haushaltsplanentwurf im Verwaltungsausschuss intensiv vorberaten hat und weist darauf hin, dass alle rechtzeitig Kenntnis von den zwischenzeitlichen Änderungen erhalten haben. Anschließend fordert er die Fraktionen in der Reihenfolge ihrer Fraktionsstärke auf, ihre Stellungnahmen zum Haushalt 2016 abzugeben.
Stellungnahme der CDU-Fraktion (Dr. Margret Burget-Behm):
„Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Schnurr, liebe Bürgerinnen und Bürger, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat, meine Damen und Herren.
„Eine gute Rede hat einen guten Anfang und ein gutes Ende und beides sollte möglichst dicht beieinanderliegen.“
Dem Rat von Mark Twain entsprechend möchte ich einen guten Anfang machen, doch vor dem Ende müssen wir, die CDU Fraktion und ich als Vorsitzende, Ihre Aufmerksamkeit beanspruchen.
Zum guten Anfang:
Es ist uns gelungen, den Haushalt Ende 2015 um 5 Mill. Euro zu entlasten.
Aber:
Mehr oder weniger überraschende Gewerbesteuerrückzahlungen machen erforderlich, dass wir weitere 2,5 Mill. Euro jährlich dauerhaft einsparen.
Der vom Gemeinderat 2013 einstimmig beschlossene Plan zur Haushaltskonsolidierung wurde nicht vollständig umgesetzt.
So wurde im konsumtiven Bereich das Ziel der Personalkosteneinsparungen um 380 000 Euro verfehlt und bei den Sachkosten um 252 000 Euro. Es ist uns bewusst, dass gerade im Personalbereich durch vorgegebene Bestimmungen Abbau sehr schwer umsetzbar ist, gerade deswegen sollte aber auch die Schaffung neuer Stellen extrem restriktiv gehandhabt werden.
Um dieses Ziel bis Ende 2016 doch noch zu erreichen, hat die CDU Fraktion in den Haushaltsberatungen konkrete Vorschläge gemacht.
Diese Vorschläge auf ihre Durchführbarkeit hin zu überprüfen, haben Sie, Herr Oberbürgermeister, uns zugesichert:
1. Zusammenlegung der zwei neu geschaffenen Stellen -Personal- und -Organisation- zu einer Stelle.
2. Zusammenfassung der Frauen-, Behinderten-, Integrations- und Seniorenbeauftragten zu einer Vielfältigkeits- oder Antidiskriminierungsbeauftragten, spätestens dann, wenn die degressiv angelegten Fördermittel des Landes auslaufen. Denn nicht an jedem Tag kommt jedes Problem vor.
3. Reduzierung einer Stelle in der Mediathek. Es geht hier keinesfalls um Abschaffung dieser Institution, wie uns in Leserbriefen unterstellt wurde. Wir wollen jedoch mehr Effizienz. Wir haben dies durch Vergleiche mit anderen Gemeinden plausibel begründet. Es ist unsere originäre Aufgabe als Gemeinderäte darauf zu achten, dass kommunale Aufgaben effizient erbracht werden. Das neue kommunale Haushaltsrecht ist auf eine Vergleichbarkeit der Kennzahlen ausgelegt.
4. Kostendeckung im Bühler Bildungsportal, da wir hier Parallelstrukturen zu den Volkshochschulen erkennen.
5. Erhöhung des Kostendeckungsgrades im Jugendzentrum Komm längerfristig um mindestens 10%.
6. Eingliederung des Schülerhorts in den Ganztagsschulbereich der allgemeinbildenden Schulen, sobald dies von der Stellenbesetzung her möglich ist.
Der Schülerhort war eine notwendige Institution als es noch keine Ganztagesbetreuung gab. Der Schülerhort galt und gilt als vorbildlich, doch die Rahmenbedingungen für berufstätige Mütter haben sich erfreulich verbessert, sodass seine Notwendigkeit überdacht werden muss.
Die 2013 ebenfalls beschlossene Erhöhung der Gebühren und Entgelte um 1,1 Million Euro pro Jahr wurden u.a. aus sozialen Gründen nicht erreicht. Lediglich 320.000 Euro wurden realisiert. Wenn auch viele Gebühren erhöht wurden, die Baurechtsgebühren, die Bestattungsgebühren, die Parkgebühren, die Ausleihgebühren der Mediathek und sogar die Kindergartenbeiträge, wird unser beschlossenes Ziel wohl bis Ende 2016 nicht mehr erreicht werden können. Der durch das neue Haushaltsrecht möglich gewordene Gebührenvergleich mit anderen Kommunen sollte auch hier geführt werden.
Die kommunalen Steuern hingegen wurden im Vergleich überproportional erhöht. 1,1 Millionen Euro Mehreinnahmen waren 2013 für 2016 geplant, beschlossen wurden aber 2,4 Millionen Euro. Das heißt, fast die Hälfte der kommunalen Haushaltsentlastung von 5 Mill Euro pro Jahr wurde nur durch Steuererhöhungen realisiert.
Sparvorschläge sind immer unpopulär, dennoch kommen wir nicht daran vorbei. Die öffentliche Kritik, die CDU wolle Kultur abschaffen, ist unsachlich. Es geht uns nicht um Abschaffung. Allerdings wollen wir vor Abschluss von Verträgen mitbestimmen, um auf entstehende Kosten Einfluss zu haben.
Der Umwandlung der Aloys- Schreiber- Schule in eine Gemeinschaftsschule mit 1,5fachem Raumbedarf und hohen Zusatzkosten, hat die CDU Fraktion nicht zugestimmt. Diese im öffentlichen Schulwesen nicht erprobte Schulform in einer Zeit des Sparens freiwillig zu forcieren, war ein haushaltspolitischer Fehler. So hätten wir bisher 300.000 Euro eingespart, müssten in diesem Jahr keine 1,7 Mill Euro ausgeben und für 2017 keine Verpflichtungsermächtigung von 400.000 Euro eingehen.
Wo liegen die
Schwerpunkte für die Zukunft unserer Stadt aus der Sicht der CDU-Fraktion?
Wir stehen vor ganz besonderen Herausforderungen. Es gilt die Akzeptanz für Flüchtlinge in unserer Bevölkerung zu erhalten, dabei dürfen wir die schon lange hier lebenden Menschen nicht vergessen. Dies gelingt durch Solidarität und bürgerschaftliches Engagement.
Wir können uns glücklich schätzen, dass wir großes ehrenamtliches Engagement in vielfältiger Weise in unserer Stadt haben. Zu Recht haben Sie, Herr Oberbürgermeister, das ehrenamtliche Engagement unserer Feuerwehr mit 252 aktiven Frauen und Männern beim Neujahrsempfang in den Mittelpunkt gestellt.
Vorbildliches leistet auch der Unterstützerkreis für Flüchtlinge mit ca. 200 Personen.
Spendenaktionen, von Bürgern ins Leben gerufen, beispielsweise zur Sanierung des Stadtgarten-und des Fischbrunnens, sollten gefördert werden.
Bürger der Ortsteile Altschweier und Eisental haben Konzepte zur Weiterentwicklung ihrer Gemeinden entwickelt und dafür Preise erhalten. 60% Zuschüsse für Investitionen sind möglich. Fördermittel aus dem ELR-Programm in Höhe von 131 350 Euro sind gerade für Altschweier und Eisental genehmigt worden.
Diese Fördermittel sollten unbedingt genutzt werden. Sie Herr Oberbürgermeister legten bisher größten Wert darauf, dass Fördermittel nicht verfallen, siehe Rathaus II. Dies sollte auch für die Fördermittel gelten, die sich diese Ortsteile erarbeitet haben.
Die Ideen aus Eisental und Altschweier kennt der Gemeinderat nur inoffiziell. Wir begrüßen deshalb die Vorstellung dieser Konzepte im Gemeinderat am 9. März zur Abschätzung unserer Co-Finanzierung.
Die Investition von je 600 000 Euro brutto im Jahr 2016 und 2017 für den Breitbandausbau in Form eines interkommunalen Projekts ist für unseren Wirtschaftsstandort eine zukunftsweisende Notwendigkeit. Sie hat unsere volle Unterstützung.
Wir begrüßen die Einstellung einer Planungsrate von 30 000 Euro zur energetischen Sanierung des Windeck-Gymnasiums, dies wurde von uns bereits 2015 vorgeschlagen.
Das neue Bauhofkonzept der Verwaltung mit Umbaukosten von 1,3 Mill. Euro sollte nochmals überdacht werde. Ist die Zentralisierung nachhaltig, was geschieht mit den leerstehenden Räumlichkeiten in den Stadtteilen, unbeantwortete Fragen.
Der ÖPNV ist für junge und alte Menschen, für die Anbindung der Ortsteile und von Schiene und Straße von großer Bedeutung. In seiner jetzigen Form ist er jedoch hoch defizitär und ineffizient. Die
Verträge laufen noch bis 2020. Bereits jetzt sollten wir über einen modernen ÖPNV nachdenken. Wir schlagen einen Tag des ÖPNV vor. An diesem Tag sollten Ideen mit den Bürgern diskutiert und Lösungsmöglichkeiten entwickelt werden.
Bezahlbarer Wohnraum in Bühl wird nicht nur für die Folgeunterbringung von Flüchtlingen, sondern auch für die einheimische Bevölkerung benötigt. Ohne Förderung durch Bund und Land, eine Zusammenarbeit mit allen am Wohnungsbau Beteiligten, ist dies auf kommunaler Ebene allein nicht lösbar.
Gesetze und Verordnungen haben dazu geführt, dass Wohnungsbau und Objektsanierung wesentlich teurer wurden. Entbürokratisierung, die Vereinfachung von Bauland-Ausweisung und Entwicklung neuer Baugebiete, gerade auch in den Ortsteilen, sind dringend erforderlich.
Die Pro-Kopf-Verschuldung im Städtischen Kernhaushalt hat sich seit 2012 fast verdoppelt und beträgt 2016 602 Euro.
Für die Sanierung des Haushaltes und die Reduzierung der Schuldenrate ist das Generieren neuer Gewerbesteuerzahler und die Pflege jetziger Gewerbesteuerzahler von kurz- wie langfristiger Bedeutung.
Positive Ansätze sind zu verzeichnen, die Wirtschaftsförderung ist auf der Homepage der Stadt Bühl neu präsent, wir haben immer wieder dies eingefordert. Die CDU Fraktion hält die Mitwirkung des Gemeinderats an der Wirtschaftsförderung auch weiterhin für erforderlich. Einen jährlichen Tätigkeitsbericht der Wirtschaftsförderung haben Sie uns Herr Oberbürgermeister zugesichert.
Die bereits erwähnte gestiegene Pro-Kopf-Verschuldung im städtischen Kernhaushalt ist nur Teil der Gesamtverschuldung. Zählt man die Pro- Kopf-Verschuldung des Eigenbetriebs Abwasser und der Bühler Sportstätten GmbH dazu, kommen wir auf eine Verschuldung von 2060 Euro für jeden Bürger.
Die jetzt bestehende Gesamtverschuldung darf sich keinesfalls erhöhen, sondern muss abgetragen werden. Schulden gehen zu Lasten unsere Kinder und Enkel. Schulden sind negativ nachhaltig, sie schränken unsere zukünftigen Handlungsspielräume erheblich ein. Schulden machen die Bewältigung von Krisen, die uns angesichts der Flüchtlingsströme möglicherweise noch erwarten, noch schwerer. Doch Sparen ist in unserer Konsumgesellschaft äußerst unpopulär.
Warum soll der Bürger sparen, er spürt eine hohe städtische Schuldenrate nicht. Erst wenn das Defizit mittels eines Generationenbeitrages für ihn spürbar würde, käme es im Hinblick auf seine Ansprüche zu einem Umdenken, darüber sind sich Experten einig.
Wir schlagen eine kommunale Schuldenbremse ab 2017 vor, die allerdings vom Gemeinderat solidarisch beschlossen werden müsste. Wir wollen damit sicherstellen, dass im Finanzplanungszeitraum bis 2020 im Stadthaushalt keine Kreditaufnahmen mehr getätigt werden und dass die Altdarlehen von 2 Mill. Euro bis Ende 2018 wirklich zurückgezahlt werden. Dies scheint möglich, erfordert aber unseren unbedingten Willen und unsere gemeinsame Solidarität.
Wir schlagen deshalb vor, gemeinsam über eine Schuldenbremse, die an einen Generationenbeitrag gekoppelt ist, der im Falle eines Haushaltsdefizits erhoben wird und dieses Defizit begleicht, nachzudenken. So könnten wir unser Ziel einer generationengerechten Finanzierung unserer leistungsfähigen Infrastruktur erreichen. Gleichzeitig wären wir auf zukünftige Krisen vorbereitet.
Nun zum guten Ende.
Die CDU Fraktion stimmt dem Haushaltentwurf 2016 sowie dem Haushaltsplan der Eigenbetriebe Abwasser und Sportstätten-GmbH zu, ist er doch die in Zahlen gegossene Realität gefasster Mehrheitsentscheidungen, die wir zwar nicht alle mitgetragen haben, die es für uns aber zu respektieren gilt. Kritisch betrachtet werden muss die mittelfristig zu erwartende Haushaltssituation. Eine weitere Erhöhung der Schuldenrate ist nicht vertretbar, deshalb müssen Verwaltung und Gemeinderat kreative Ideen entwickeln, um dies zu verhindern. Die Schuldenbremse wäre eine solche, ganz ohne teuren externen Berater.
Zum Schluss bedankt sich die CDU Fraktion bei allen Bürgerinnen und Bürgern, die zum Wohle unserer Stadt beigetragen haben. Wir werben um ihr Verständnis für unsere Sparvorschläge, unsere Forderung nach mehr Effizienz und für unsere Idee der Schuldenbremse. Wir bedanken uns bei der Verwaltung, der Kämmerin Frau Balaskas und ihren Mitarbeitern. Wir bedanken uns bei allen Verantwortlichen in Industrie, Handel, Handwerk, Gewerbe. Wir danken allen Mitarbeitern in den Schulen, den Kindergärten, den Kirchen sowie allen Ehrenamtlichen im sozialen und kulturellen Bereich.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.“
Stellungnahme der FW-Fraktion (Prof. Dr. Karl Ehinger):
„Herr Oberbürgermeister Schnurr, meine Damen und Herren
Bühl hat seit Jahren eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten im
Land, d. h. die hiesige Wirtschaft prosperiert weiterhin. Folglich müsste die
Gewerbesteuerquelle üppig sprudeln. Sie entwickelt sich aber eher zum stillen
Wasser. Dagegen steigen die städtischen Einnahmen aus der Einkommenssteuer –
aber auch deren Zunahme ging in den vergangenen Jahren zurück. Während bisher
die Einnahmen aus der Einkommenssteuer deutlich hinter der Gewerbesteuer her
hinkten, sind sie im Ansatz für 2016 mit 16,8 Millionen Euro fast so hoch wie
die prognostizierte Gewerbesteuer mit 18,5 Millionen Euro. Zur Finanzierung der
städtischen Aufwendungen bleiben nach Abfluss der Umlagen nur noch 22,5
Millionen Euro, also 8 Millionen Euro weniger als 2014.
Trotz der bereits mit großen Anstrengungen getätigten
Sparmaßnahmen muss die Stadt Kredite in Höhe von 4,6 Millionen Euro aufnehmen.
Ziel muss es jedoch sein, die Verschuldung der Stadt zu reduzieren. Dies wird
weitere Eingriffe erfordern.
Aufgabe der Verwaltung und des Stadtrates ist es den Haushalt
seriös und solide zu planen – auch wenn dies nach dem nochmaligen dramatischen
Gewerbesteuereinbruch noch schwieriger geworden ist. Hinzu kommen noch
zusätzliche schwer zu kalkulierende Belastungen durch den fortwährend starken
Flüchtlingszustrom.
Der Handlungsspielraum wird geringer. Bei sinkenden
Steuereinnahmen muss deshalb einerseits bei den Ausgaben gespart werden und
andererseits die Einkommensseite verbessert werden.
Wenn nicht entsprechend gehandelt wird, kann der Haushalt nicht
ausgeglichen werden. Dann wird er vom Regierungspräsidium nicht genehmigt und
dieses diktiert was die Stadt zu tun hat. Dies muss vermieden werden damit die
Verwaltung und der Stadtrat „Herr im eigenen Haus“ bleiben.
Die Maßnahmen, die im Rahmen von Bühl 2016 beschlossen wurden,
sind auch in der Personalpolitik weiterhin zu verfolgen. D. h. vor jeder
Neubesetzung einer Stelle ist zu prüfen, ob keine Doppelstrukturen entstehen.
Dazu muss auch das neu eingeführte Controlling weiter optimiert werden – jedoch
ohne Personalaufstockung und ohne externe Unterstützung.
Nach den Personaländerungen in den Führungspositionen des Bauhofs
erwarten wir die Vorstellung eines aktualisierten Konzeptes. Wir hoffen, dass
die Zentralisierung auf Bühl und Neusatz ein rationelleres Arbeiten ermöglicht
ohne zusätzliche Belastungen der Mitarbeiter, wobei auch alle Aufgaben in den
Stadtteilen erfüllt werden müssen. Die bewährten kurzen Entscheidungswege
zwischen Ortsverwaltungen bzw. Ortsbeauftragten zum Bauhof sollten beibehalten
werden.
Der Konsolidierungsprozess muss in allen Teilhaushalten
fortgeführt werden. Alle Ausgaben und Einrichtungen müssen auf
Einsparpotentiale untersucht werden. Wenn das nicht genügt, muss entschieden
werden welche Freiwilligkeitsleistung aufgegeben werden kann. Denn, zuerst
müssen die Pflichtaufgaben erfüllt werden, dann können Gelder für die
Küraufgaben bewilligt werden.
Gesetzlich vorgeschriebene Maßnahmen wie beispielsweise Ausgaben
für den Brandschutz dürfen trotz fiskalischen Engpässen nicht auf die lange
Bank geschoben werden.
Für die Stadt sinnvolle Investitionen – z. B. Instandhaltungen von
Gebäuden und energetische Sanierungen – für die es hohe Zuschüsse gibt, sollten
umgesetzt werden.
Dazu gehören die Sanierung des Rathauses I, der An- und Umbau der Aloys-Schreiber-Schule,
der Ausbau des Breitbandkabelnetzes sowie die Fortsetzung der
Straßenlampen-Umrüstung auf LED.
Aufgrund der prekären finanziellen Lage der Stadt, kann die
Sanierung des Stadtgartenbrunnens zurzeit nicht aus städtischen Mitteln realisiert
werden. Wir begrüßen deshalb die private Initiative. Wir hoffen, dass genügend
Spenden eingesammelt werden können, damit diese Anlage zeitnah saniert werden
kann.
Bildung
Priorität hat für uns Freie Wähler die Bildung unserer Kinder und
Jugendlichen. Dafür muss die Stadt optimale Rahmenbedingungen zur Verfügung
stellen. Hierzu zählt die Sanierung des Altbaus des Gymnasiums, bzw. es muss
geklärt werden, ob es nicht sinnvoller ist, diesen Trakt neu zu bauen. Diese
Entscheidung sollte bald – möglichst noch vor der Sommerpause – gefällt werden.
Deshalb muss die Hälfte der Planungsrate, wie bei der Beratung des
Haushaltsentwurfs im Verwaltungsausschuss gefordert wurde, vorgezogen werden.
Bühl hat neben drei Gymnasien, einer Realschule auch zwei
Hauptschulvarianten. Der jetzt begonnene Anbau bei der Aloys-Schreiber-Schule
ist notwendig, da weitere Jahrgänge der Gemeinschaftsschule hinzukommen. Mit
der Grundsatzentscheidung für diese Schulart haben wir diesen Weg eingeschlagen
und wir wollen ihn auch weitergehen, da wir für Kontinuität im Schulsystem
sind.
Die Mensa, die im nächsten Bauabschnitt geplant ist, soll sowohl
von den Schülern der Carl-Netter-Realschule als auch der Aloys-Schreiber-Schule
genutzt werden. Es ist zu prüfen, ob das von vielen Schülern gewünschte
Innenstadt-Jugend-Cafe in einem dieser Gebäude Platz finden kann.
Der Verwaltung ist es ohne großes Aufheben gelungen – und das
wollen wir lobend erwähnen – Flüchtlingskinder in Kindergärten und Schulen
aufzunehmen. Dies ist der wichtigste Beitrag zu deren Integration.
Der letztes Jahr von den Schülern gewählte Jugendrat engagiert
sich für die Interessen der Jugend und wir hoffen, dass er zu einer dauerhaften
Vertretung unserer Jugend wird. Bei der von ihm mit organisierten
Jugendkonferenz wurden viele durchdachte Anliegen vorgeschlagen. Jugendrat und
Gemeinderat sind jetzt aufgefordert das Machbare in Abstimmung miteinander
umzusetzen.
Die Stadt unterhält mit dem KOMM ein Jugendzentrum mit
vielfältigem Freizeitangebot. Obwohl die Stadt viel Geld investiert und die
städtischen Betreuer motiviert und engagiert arbeiten, besuchen weniger
Jugendliche als von uns erwartet, dieses Zentrum. Vielleicht entwickelt der
Jugendrat neue Ansätze und Ideen, die das KOMM attraktiver machen und somit
mehr Jugendliche anzieht.
Das Jugendzentrum Weitenung wurde vor ca. 20 Jahren wegen der
zahlreichen osteuropäischen jugendlichen Aussiedlern gegründet um den dortigen
sozialen Brennpunkt zu entschärfen. Dank der guten Arbeit konnten viele
Jugendliche erfolgreich integriert werden. Auch aufgrund reduzierter
Öffnungszeiten ist seit zwei Jahren die Besucherzahl stark rückläufig. Daher
ist zu überprüfen, ob weiterhin alle Räume von den Jugendlichen benötigt werden
und ob sie nicht anderen Nutzern zur Verfügung gestellt werden können. Wir
raten, das Votum des Weitenunger Ortschaftsrats und des Jugendrats abzuwarten,
bevor über die Zukunft des Jugendzentrums Weitenung entschieden wird.
Durch veränderte Schulstrukturen (Kernzeitenbetreuung,
Ganztagschulen) hat der Schülerhort an Bedeutung verloren. Für jedes Kind muss
die Stadt über 5000 Euro zuschießen, so dass der Kostendeckungsgrad unter 40 %
liegt. Eine Anpassung der Entgelte darf deshalb kein Tabu sein. Des Weiteren
ist zu prüfen, ob die verbleibenden Kinder in die bestehenden
Betreuungsangebote integriert werden können.
Ebenso ist zu untersuchen, ob das Kinderhaus in Moos saniert oder
bei der Karl-Reinfried-Halle neu gebaut werden soll. Falls wirtschaftliche
Gründe nicht dagegen sprechen, favorisieren wir einen Anbau an die
Karl-Reinfried-Halle.
Die Mediathek erfüllt neben dem klassischen Bibliotheksbetrieb
weitere wichtige Bildungsaufgaben für alle Bevölkerungsschichten. Wir wissen,
dass eine solche Einrichtung nie kostendeckend arbeiten kann. Dennoch ist ein
Kostendeckungsgrad unter 10 Prozent zu niedrig bei einer Öffnungszeit von
wöchentlich nur 25 Stunden. Dabei sind 7,4 Vollzeitkräfte gebunden. Daher ist
zu prüfen, ob ein Selbstverbuchungssystem nicht kostengünstiger ist.
Wir schätzen das ehrenamtliche Engagement unserer Bürger
attraktive Veranstaltungen und Kurse für unsere älteren Mitbürger anzubieten.
Dies sollte auch weiterhin unterstützt werden. Hier ist aber zuerst der
Landkreis mit der Volkshochschule in der Pflicht. Parallelstrukturen kann sich
die Stadt Bühl nicht leisten.
Bauen und Wohnen
Wir freuen uns für Bauwillige, dass der Bebauungsplan für das
Mooser Neubaugebiet Hofmatten nun in die erneute Offenlage gegangen ist und wir
hoffen auf baldige Rechtswirksamkeit.
Die Häuser sollen durch Nutzung von Solarenergie mittels eines Netzes mit
Energiespeicher im Winter beheizt und im Sommer gekühlt werden. Wir begrüßen,
dass die Stadt Bühl gemeinsam mit den Stadtwerken diese neue und ökologisch
sinnvolle Energieversorgung anbieten will.
Aufgrund der niedrigen Zinsen ist der Druck zur Ausweisung neuer
Baugebiete groß. Dem Wunsch kann aber nur entsprochen werden, wenn sich der
größte Teil der Fläche in städtischer Hand befindet. Nur so können dauerhaft
Baulücken vermieden werden. Die im Haushaltsplan vorgesehenen Gelder für den
Grunderwerb in den Planungsbereichen Im Feil, Hinterfeldweg und
Kirchgassmatten-Nord sind gut angelegt, denn sie können später über den Verkauf
der Grundstücke wieder in den städtischen Haushalt zurück fließen.
In den sozialen Wohnungsbau wurde in den vergangenen Jahren zu
wenig investiert – auch weil attraktive Förderprogramme von Land und Bund
fehlten. Für Obdachlose und die Anschlussunterbringung der Flüchtlinge werden
weitere Wohnungen benötigt. Mit Renovierungen von freiwerdenden städtischen
Wohnungen muss jetzt schon begonnen werden. Bauherren, die in den sozialen
Wohnungsbau investieren, sollen von der Stadt beratend unterstützt werden.
Die Hochwasserrisikokarte für unsere Region wurde vor wenigen
Tagen mit dem Vermerk „noch in Bearbeitung" im Internet veröffentlicht.
Wir hoffen das in Auftrag gegebene Hochwasserschutz-Gutachten kann uns nun bald
vorgestellt werden. Angesichts des Klimawandels und der zunehmenden
Flächenversiegelungen, steigt die Hochwassergefahr. Es ist deshalb Eile geboten,
das Gewässernetz so zu ertüchtigen, dass möglichst alle Bühler Wohn- und
Gewerbegebiete vor einem Jahrhunderthochwasser geschützt sind. Bereits im
Haushaltsplan vorgesehene Maßnahmen wie die Erhöhung der Feldwege in Oberbruch
und Vimbuch sollen zügig realisiert werden. Verbesserungen des
Hochwasserschutzes für Balzhofen, das besonders gefährdet ist, da es dem
Rückhaltebecken am nächsten ist, stehen noch aus. Durchlässe im Damm der
SWEG-Linie sollten verschließbar gemacht werden.
Alle in den Sandbach und in den Sulzbach führenden Rohre müssen mit
funktionsfähigen Vorrichtungen versehen werden, die verhindern, dass bei hohem
Pegel in den Bächen Wasser in die Regenwasserkanäle zurück fließt. Für diesen
Fall sind ausreichende Pumpenkapazitäten zur Verfügung zu stellen.
Infrastrukturmaßnahmen
Bei Straßen und Brücken muss sich die Stadt auf die Unterhaltung
beschränken und kann nur die dringlichsten Sanierungen erledigen. Wir stimmen
den Verbesserungen des Radwegenetzes zu. Die kostengünstige Markierung von
Radwegen auf der Fahrbahn begrüßen wir. Die Querungshilfen mit Ampeln am
nördlichen Stadtausgang erhöhen die Sicherheit für Fußgänger und Radler.
Der Ausbau des Breitbandnetzes ist für unsere Bühler Firmen ein
wichtiger Standortfaktor. Deshalb ist das zukunftsfähige Glasfasernetz
möglichst schnell zur Verfügung zu stellen. Dank der Zusammenarbeit mit den
Nachbarkommunen, wurden vom Land hohe Förderquoten genehmigt.
Wir bedanken uns bei der Bühler Feuerwehr für die ständige
Einsatzbereitschaft und die geleistete Arbeit. Die Ausrüstung soll auf dem
Stand der Technik bleiben. Das bedeutet, dass die in die Jahre gekommenen
Fahrzeuge sukzessive zu ersetzen sind. Wir hoffen, dass durch den Neubau des
Gerätehauses in Balzhofen, das auch von den Abteilungen Oberweier und Vimbuch
genutzt werden soll, die Einsatzbereitschaft gesichert ist und die gesetzlichen
Anforderungen erfüllt werden. Ein großes Lob gilt unserer Wehr, die in den
letzten Jahren ein attraktives Angebot für interessierte Jugendliche bereithält.
Dass dies angenommen wird, zeigen die gestiegenen Mitgliederzahlen der Kinder-
und Jugendfeuerwehren. Wir hoffen, dass so auch in Zukunft ausreichend viele
ehrenamtliche Feuerwehrleute zur Verfügung stehen.
Kultur kostet Geld – zählt aber zu den wichtigen weichen
Standortfaktoren. Das Bühler Kulturangebot ist attraktiv und wird von vielen –
auch Nicht-Bühlern – gelobt und genutzt. Ob dieses Niveau gehalten werden kann,
muss die Zukunft zeigen.
Unsere Sport- und Kultur-Vereine leisten wertvolle Arbeit für unsere
Jugendliche. Deshalb wollen wir die Vereinsförderung im gegenwärtigen Umfang
beibehalten. Zukünftig werden sich die Vereine aber an den Energiekosten bei
der Nutzung von städtischen Vereinsräumen beteiligen müssen.
Eigenbetriebe
Der Schlachthof ist eine nützliche Einrichtung für unsere
Tierhalter und Metzger. Wir Verbraucher schätzen die regionale Versorgung. Ziel
muss es sein, den Nutzerkreis zu erhöhen und die Wirtschaftlichkeit zu
verbessern. Nach der angekündigten Schließung des Offenburger Schlachthofs,
können neue Nutzer aus dem Ortenaukreis gewonnen werden. Es müssen alle
Möglichkeiten zur Verbesserung des Betriebsergebnisses ausgeschöpft werden
sowie eine solide, breitere Finanzierung der Gesellschaft durch Verteilung auf
mehreren Schultern aus Region und Unternehmerschaft erreicht werden. Wir
fordern hier auch die Unterstützung durch Kreis und Land.
Die Schulden des Eigenbetriebs Abwasserbeseitigung werden durch
Investitionen in die Eigenkontrolle, für die Erhaltung der Infrastruktur in
Altbaugebieten sowie für Pumpwerke und Regenbecken weiter steigen. Für diese
Ausgaben von knapp 2,7 Millionen Euro und zur Auflösung von Ertragszuschüssen
sowie Tilgungen und der Umschuldung aufgrund der Rückführung von 5 Millionen
Euro des Gründungsdarlehens in den städtischen Haushalt, die in der Summe eine
Finanzierungsbedarf von 9,3 Millionen Euro ergeben, ist eine Kreditaufnahme von
4,9 Millionen Euro erforderlich. Der Schuldenstand wird damit einen Rekordwert
von 25 Millionen Euro erreichen, so dass der neue Höchstwert der
Pro-Kopf-Verschuldung mit 854 Euro deutlich über den 602 Euro pro Kopf des
städtischen Haushalts beträgt.
Leider wurde das Kommunalabgabegesetz noch immer nicht geändert.
Mittel für künftige Investitionen können weiterhin nicht über Gebühren
angespart werden. Wir hoffen, dass der neue Landtag endlich diese fatale
Gesetzeslage ändert.
Dank und Anerkennung
Wir danken Ihnen, Herr Oberbürgermeister Schnurr für Ihr
Engagement im Dienste unserer Stadt. Auch allen anderen der Stadtverwaltung sagen
wir ein Dankeschön. Besonderes Lob und Anerkennung sprechen wir Ihnen Frau
Balaskas und allen Beteiligten aus für die Erarbeitung des Haushaltsentwurfs.
Den Firmen und den Gewerbetreibenden in Industrie, Handel und Handwerk danken
wir ebenso wie unseren tüchtigen Mitbürgern, die sich nicht nur bei Ihrer
Arbeit sondern oft auch zusätzlich ehrenamtlich in Vereinen und im
Unterstützerkreis für Flüchtlinge engagieren. Auch die lokale Presse verdient
unseren Dank für die sachliche Berichterstattung des kommunalpolitischen
Geschehens. Zum Schluss danken wir unseren Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat
für die faire und konstruktive Zusammenarbeit zum Wohle unserer Stadt.
Die Fraktion der Freien Wähler wird diesem Haushaltsentwurf ebenso
zustimmen wie den Wirtschaftsplänen für das Wirtschaftsjahr 2016 der
Eigenbetriebe Abwasserbeseitigung, Stadtwerke Bühl und der Bühler Sportstätten
GmbH.“
Stellungnahme der SPD-Fraktion (Oswald Grißtede):
„Herr Oberbürgermeister,
meine Damen und Herren,
in den 5 Jahren vor 2010 hatte die Stadt Bühl jährlich
durchschnittlich 41,7 Mio.€ Gewerbesteuer. 2010 gab es die Rekordeinnahme von
46,3 Mio.€. Von 2011-2015 waren es dann jährlich im Durchschnitt nur noch 25,6
Mio. € um schließlich in diesem Jahr bei kalkulierten 18,5 Mio.€ Gewerbesteuer
zu landen. Für die Folgejahre geht die Verwaltung von jährlich 22,2 Mio.€
Gewerbesteuereinnahmen aus. Dieser enorme Rückgang ist nicht einer generellen
Wirtschaftskrise geschuldet - das zeigen die steigenden Einnahmen aus dem
Anteil der Einkommenssteuer -, sondern geht allein auf strukturelle
Veränderungen bei Bühler Betrieben zurück.
Vom Gemeinderat und der Verwaltung wurde das Gesamtkonzept Bühl
2016 verabschiedet mit den Zielen, einerseits die Attraktivität der Stadt zu
bewahren und andererseits 5 Mio.€ strukturell ab dem Haushaltsjahr 2017 im
Haushalt einzusparen sowie durch Verwaltungsmodernisierung mehr Effektivität
und Effizienz zu erreichen.
An dieser Stelle möchte ich Herrn Pirl den Dank unsrer Fraktion
aussprechen. Er hat vieles auf den Weg gebracht. Es war gut und außerordentlich
erfolgreich den Prozess Bühl 2016 von einem externen Berater begleiten zu
lassen.
Der nochmalige deutliche Rückgang der Gewerbesteuereinnahmen wird
uns zusätzliche enorme Anstrengungen abverlangen, die Attraktivität der Stadt
zu erhalten ohne diese durch Schulden zu finanzieren. Das bedeutet, das Projekt
Bühl 2016 muss dringend als „Projekt Bühl 2020“ fortgeführt werden. Im
4.Quartal des laufenden Jahres müssen wir Bilanz ziehen und uns im Gemeinderat
neue Ziele setzen.
Wir verabschieden heute einen Haushalt mit einem Volumen bei den
Erträgen von 68,9 Mio.€ und mit Aufwendungen von 74,6 Mio.€ - und damit mit
einem rechnerischen Defizit von -5,6 Mio Euro.
Das Defizit wäre allerdings noch wesentlich größer, wenn wir nicht
die Hebesätze bei den Realsteuern auf den für unsere Größenklasse ermittelten
landesweiten Durchschnitt abgehoben hätten.
Bei der Gewerbesteuer möchte ich noch auf eine Tatsache hinweisen,
die mir jetzt erst durch ein Schreiben des finanzpolitischen Sprechers der SPD
Bundestagsfraktion Lothar Binding aus Heidelberg bekannt wurde:
Die standortabhängige Gewerbesteuer wird in zwei Schritten
berechnet. Zunächst wird mittels einer Gewerbesteuermesszahl ( z.Z. mit 3,5%
vom Gesetzgeber festgelegt ) ein Anteil am Gewinn ermittelt. Das ist der
sogenannte Messbetrag. Anschließend wird dieser Messbetrag mit dem Hebesatz -
bei uns 375% - multipliziert.
Die Gewerbesteuer für eine Körperschaft oder eine
Personengesellschaft wird also wie folgt berechnet.
Schritt 1: Gewerbesteuermesszahl x Gewinn = Messbetrag
Schritt 2: Messbetrag x Hebesatz = Steuerbetrag
Hier ein Beispiel bei 100.000€ Gewinn
Gewerbesteuermesszahl x Gewinn = Messbetrag
3,5% x
100.000€ = 3.500 €
Messbetrag x Hebesatz =
Steuerbetrag
3.500€ 1 x
375% = 13.125 €
Nun zu einer Besonderheit bei Personengesellschaften: Diese können
nämlich die Gewerbesteuer bis zu einem Hebesatz von 400 Punkten mit ihrer
Einkommensteuerschuld verrechnen. Das bedeutet in der Praxis, dass die Kommune
zwar die Gewerbesteuer erhält, das Unternehmen bzw. die Gesellschafter diese
aber über ihre Einkommensteuer zurückbekommen.
Der Anrechnungsfaktor liegt bei 3,8. Das führt aber dazu, dass im
ersten Schritt bis zu einem kommunalen Hebesatz von 380 Punkten praktisch gar
keine Gewerbesteuer anfällt. Außerdem wird die Anrechnung auf den Betrag der
tatsächlich zu zahlenden Gewerbesteuer beschränkt.
1. Der Entlastungseffekt ist also beträchtlich:
Messbetrag x
Anrechnungsfaktor = Anrechnung
3.500€ x 3,8 = 13.300€ liegt über dem Steuerbetrag
also
Einkommensteuer vor Anrechnung – Anrechnung = ESt.
Nach Anrechnung angenommene Einkommenssteuer
von 30.000€ - 13.125€ = 16.875€ Einkommensteuer
Hinzu kommt noch ein zweiter Entlastungseffekt. Durch die
Anrechnung der Gewerbesteuer auf die Einkommensteuer vermindert sich
gleichzeitig die Bemessungsgrundlage für den Solidaritätszuschlag. Dieser
beträgt dann nicht mehr 1.600€ sondern 928,13€, also fast 700€ weniger.
Die Entlastungswirkung durch die beiden Effekte hat zur Folge,
dass bei Personengesellschaften bei einem Hebesatz von bis zu 400% praktisch
keine steuerliche Belastung aus der Gewerbesteuer entsteht. Da die kleinen und
mittleren Betriebe in unserer Stadt in den meisten Fällen solche
Personengesellschaften sind, werden sie also durch die Anhebung der
Gewerbesteuer wegen des Abzugs bei der Einkommensteuer unter dem Strich nicht
belastet.
Schuldenstand
Ein Gradmesser der kommunalen Leistungsfähigkeit ist der
Schuldenstand, also die Schulden pro Einwohner einer Stadt. Für den städtischen
Haushalt ergibt sich Ende 2016 voraussichtlich eine Pro-Kopf- Verschuldung von
602,- € (2015 479€) und beim Eigenbetrieb Abwasser von 854 € (2015 740 €), das
sind insgesamt 1.456 € pro Einwohner (2015 1.219€). Das sind die kalkulierten
Schuldenstände für Ende 2016 zu Beginn des Haushaltsjahres. Damit liegen wir
immer noch besser, als bei der Verabschiedung des Haushaltes 2014, denn damals
gingen wir noch von einem Schuldenstand Ende 2014 von 1.542-€ pro Einwohner
aus.
Schulen/Gemeinschaftsschule
Die Gemeinschaftsschule ist
nun erfolgreich in Betrieb. Im Rastatter Südkreis ist die Stadt Bühl immer noch
die einzige Gemeinde, die im kommenden Schuljahr eine Gemeinschaftsschule – nun
mit einem erfahrenen und gut eingearbeiteten Kollegium - anbieten kann. An alle
Lehrkräfte der Alois Schreiber Schule an dieser Stelle ein großes Kompliment
und ein ebensolches Dankeschön für den immensen Einsatz bei der Erarbeitung und
der erfolgreichen Umsetzung dieses innovativen Konzeptes, sie leisten echte
Pionierarbeit. Die Schulstadt Bühl kann im Grundschulbereich von den
traditionellen Grundschulen in den Teilorten über die gebundene Ganztagesschule
an der Weststadt-Grundschule, die offene Ganztagesschule an der
Bachschlossschule bis in zur Gemeinschaftsschule an der Aloys-Schreiber-Schule
den Eltern und ihren Kindern alle gängigen Schularten anbieten. Es fehlt nur
noch die Erweiterung der Realschule zu einer Ganztagsschule. Der mit diesen
Entwicklungen verbundene Wegfall der Schulgrenzen ermöglicht nun allen Eltern
eine echte Wahlfreiheit bei der Entscheidung, an welcher Schulart sie ihre
Kinder anmelden möchten und das ist gut so.
Für das Windeck-Gymnasium brauchen wir verlässliche Zahlen um
beurteilen zu können, ob sich auf Dauer eher eine Komplettsanierung oder ein
Neubau lohnen. Dabei ist es außerdem entscheidend, die möglichen Zuschüsse
korrekt einzurechnen: Erst dann kann über das weitere Vorgehen auf sicherer
Basis eine verantwortbare Entscheidung getroffen werden. Das Windeck-Gymnasium
wurde in einer Zeit gebaut, in der die Energie billig war. Die
Nachtstromspeicheröfen senkten den Investitionsbedarf und eine gute Isolierung
der Außenhülle wurde nicht für besonders notwendig erachtet. Der bestehende
Altbau ist also nun, 40 Jahre später, nicht zuletzt energetisch ein Fass ohne
Boden, eine Lösung des Problems muss in jedem Fall dringend angegangen werden.
Aus der Perspektive der Schüler und des allemeinen Schulbetriebs betrachtet
würde ein Neubau sicherlich erheblich weniger stören, als eine über Jahre
hinweg vollzogene Sanierung über viele einzelne Bauabschnitte.
Vereinbarkeit von
Beruf und Familie
Die Stadt hat bei der Einrichtung von Kindergärten,
Tageseinrichtungen für Kinder und Jugendliche, Krippen und Hortplätzen bisher
schon Vorbildliches geleistet. Anders als in anderen Kommunen werden die
gesetzlichen Vorgaben in Bühl schon lange erfüllt. Aber das wird in Zukunft trotz
allem bei weitem nicht reichen, um den berechtigten Wünschen nach
qualifizierten Betreuungsmöglichkeiten von Kindern und Kleinkindern zu
entsprechen.
Auch wenn dies angesichts der momentanen Haushaltslage in naher
Zukunft nicht möglich sein wird, so bleibt die Bühler SPD-Fraktion bei der
alten prinzipiellen Forderung: Mindestens das letzte Kindergartenjahr muss
beitragsfrei sein!
Stadtgartenbrunnen
Für die Renovierung des
Stadtgartenbrunnen konnte in diesem Haushalt kein Geld vorgesehen werden.
Dankenswerterweise hat ein Bühler Bürger Herr Dr. Kowollik die Initiative
ergriffen, über Spenden die Sanierung ganz oder wenigstens teilweise zu
finanzieren. Die SPD Fraktion unterstützt dieses bürgerschaftliche Engagement
gern und schlägt vor, über ein Crowdfunding-Projekt Gelder für die Sanierung zu
sammeln. Derartige Projekte sind in Bühl nicht unbekannt und daran könnte sich
jeder Bürger beteiligen. Über das Internet wäre für alle Interessierten
sichtbar, wie sich die Spendensumme entwickelt und die Spender könnten anonym
bleiben oder auch mit Namen genannt werden.
Breitbandkabelprojekt
Dringend notwendig ist die Bereitstellung von schnellem Internet
über Glasfaserkabel, es ist die einzige wirklich zukunftssichere Technik für
Breitband-Internet, denn die Bandbreite sinkt nicht mit der Entfernung und die
Durchsatzraten sind zudem kaum begrenzt. Ist Glasfaser einmal verlegt, wird
eine Aufrüstung der Bandbreite auch ohne erneutes Buddeln möglich sein.
Allerdings kostet das Verlegen von Glasfaser mehr als das Aufrüsten bisheriger
Kupferleitungen und Fernsehkabelnetze.
Wie Branchenorganisation FTTH Council am 17. Februar 2016 bekannt
gab, ist Deutschland zusammen mit Kroatien und Polen erstmals im
FTTH-Europa-Ranking. (Fiber To The Home (FTTH) und Fiber To The Building
(FTTB)). Um in diese Statistik zu kommen, muss die Rate der FTTH/B-Teilnehmer
mehr als ein Prozent der Gesamtanzahl der Haushalte betragen.
Der Ausbau in diesen drei Ländern sei von "privaten
Betreibern und Entscheidungsträgern betrieben" worden. In Deutschland
seien Glasfaserprojekte hauptsächlich von Kommunen und privaten Betreibern
vorangetrieben worden. Auch in den nächsten Jahren werde in den drei Staaten
"ein stetiger Zuwachs bei FTTH/B" erwartet. Deutschland liegt jedoch
nur auf dem vorletzten Platz des Rankings und damit weit abgeschlagen hinter 27
anderen Staaten. Es ist richtig und gut, dass die Stadt Bühl mit den
Nachbargemeinden den Ausbau eines Glasfasernetzes beginnt, und dafür 1,2 Mio €
bereitstellt.
Klimakonzept
Die Erstellung eines Klimakonzeptes für die Stadt Bühl wurde
beschlossen. Wir warten gespannt auf Ergebnisse.
ELR für Altschweier
und Eisental
Für die Weiterentwicklung ihrer
Gemeinden haben sich in Eisental und
Altschweier Bürgerinnen und Bürger
zusammengetan, ein tolles
bürgerschaftliches Engagement. Mit dem
Erfolg im Wettbewerb "Unser Dorf
hat Zukunft" wurde eine gute
Vorarbeit für die Bewerbung als
Schwerpunktgemeinde im LER geliefert.
Im September letzten Jahres erhielten
Altschweier und Eisental den Bescheid
für 5 Jahre ab 2016 als
Schwerpunktgemeinde am Entwicklungsprogramm
Ländlicher Raum (ELR) teilzunehmen.
Am Montag wurde in einer
Pressekonferenz das ELR als das bedeutendste
Förderprogramm des Landes
Baden-Württemberg für den Ländlichen Raum
vorgestellt.
Bühl erhält für die Ortsteile
Altschweier und Eisental € 131.350,- Fördermittel.
Dabei werden 5 Wohnprojekte mit je
20000,-€ gefördert und es gibt einen
Zuschuss in Höhe von 31350,-€ für die
Vorbereitung und Begleitung investiver
Projekte im Rahmen des Projektes
"Lebensqualität durch Nähe".
Im Haushalt 2016 sind 35000,-€ unter
Bürgerbeteiligung ELR ausgewiesen.
Nutzen wir die Möglichkeiten mit den
erweiterten Fördermitteln für
Schwerpunktgemeinden in den nächsten
Jahren wichtige Strukturprojekte
voranzubringen. Die Altschweirer hoffen
insbesondere dass ihre Projekte
Durstgelände, Reblandhalle, Dorfzentrum, Bühler Seite und
Bühlertalstraße angegangen werden, bei einem Zuschuss von 70%.
Stadtwerke
Der Rückkauf der Süwag-Anteile ist vollzogen. Diesen Rückkauf muss
man auch vor dem Hintergrund sehen, dass auf Grund von EU Richtlinien/Gesetzen
die Konzessionsabgabe der Stadt ausgeschrieben werden muss, und die
Konzessionen für die Leitung von Strom und Gas nicht automatisch an die Stadtwerke
vergeben werden können. Man muss sich nur vorstellen, wir hätten den
Mitbewerber nicht ausbezahlt, und dieser würde bei der Vergabe der Konzession
mit seinem Königswissen mitbieten.
Die Einrichtung eines entsprechenden Ausschusses zur
Konzessionsvergabe war richtig. Und mit unserem Fraktionsmitglied Ulrich Nagel
hat der Gemeinderat auch einen rechtskundigen Vorsitzenden für diese nicht ganz
einfache Materie bestimmt.
Energie
Die Umrüstung der Stadtbeleuchtung auf LED-Beleuchtung wird
fortgeführt. Die neuen Leuchten sind richtig hell und geben ein gutes Licht ab:
Und das bei viel geringeren Stromkosten! Die weiteren Investitionen sind in
diesem Haushaltsjahr nur mit 250 Tsd.€. angesetzt: Die SPD Fraktion hätte hier
mehr gewünscht. Denn diese Investitionen rechnen sich unmittelbar und werden
nach kurzer Amortisierungsphase auch zur Stabilisierung des Haushaltes
beitragen. Die besonders günstigen Kredite von der KfW für diesen Zweck sollten
wir ausnutzen.
Die SPD Fraktion steht voll hinter der Energiewende und
unterstützt den bereits eingeschlagenen Weg. Daher bedauern wir, dass der
Ausbau der Windkraftnutzung in unserer Gegend nur langsam oder besser gesagt
gar nicht vorankommt. Hier sind aber nicht die Kommune, sondern das Land und
der Bund in der Pflicht, die entsprechenden Bedingungen zu schaffen.
Rathaus I und Rathaus
II
Die Sanierung des Rathauses I schreitet planmäßig und zügig voran.
Die Fraktionsvorsitzenden konnten sich bereits von den Fortschritten
überzeugen. Ich denke, ein erneuter Besuch, diesmal mit dem gesamten
Gemeinderat, wäre jetzt zeitnah sinnvoll. Bei einem Aufwand von 2,7 Mio. und
einem Zuschuss von 1,4 Mio sowie der Möglichkeit besonders zinsgünstige Kredite
bei der KfW zu erhalten, ist es genau die richtige Zeit, ein derartiges Bauvorhaben
voranzutreiben. Wir begrüßen es sehr, dass das Rathaus I entgegen den Plänen im
Vorentwurf nun doch einen Fahrstuhl erhalten hat.
Durch die bessere Isolierung und der Sanierung der Heizung
erwarten wir enorme Einsparungen beim Energieverbrauch. Wir freuen uns
gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt über die
verbesserten Arbeitsbedingungen und die neu gewonnenen Büroflächen im Rathaus
II, über die behindertengerechten Verkehrsflächen und überhaupt über die
allgemein verbesserte Bausubstanz. Es wäre der kommunalpolitische Fehler des
Jahrzehnts geworden, hätten wir die beiden Sanierungen nicht gegen die
vorhandenen Widerstände vorangebracht.
Feuerwehrgerätehaus
Balzhofen
Mit dem Standort des
Feuerwehrgerätehauses in Balzhofen wird eine zukunftssichere und weiter
ausbaubare Einsatzzentrale geschaffen. Die entsprechenden Mittel sind im
Haushalt vorgesehen. Nun hofft die SPD Fraktion im Sinne der betroffenen
Feuerwehrkameradschaften auf eine baldige reibungslose Realisierung des
Projektes.
Nationalpark
Im letzten Jahr verabschiedete die Stadt Bühl ein ökologisches
Leitbild: „Mehr Natur in der Stadt“ steht uns als Portalgemeinde des
Nationalparks gut zu Gesicht und ergänzt die Initiative des Landes in
sinnvoller Weise. Der Gemeinderat konnte sich
anhand des ersten Berichtes von deutlichen Fortschritten, die bereits
innerhalb des ersten Jahres erzielt werden konnten, überzeugen und erwartet
weitere in diesem Jahr.
Flüchtlinge/Anschlussunterbringung
Die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge und Asylsuchenden
stellt für die Kommunen eine große Herausforderung, in finanzieller wie
organisatorischer Hinsicht dar. An dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an
die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die durch ihren Einsatz eine
positive Willkommenskultur in Bühl wie in vielen Teilen Deutschlands möglich
machen. In dieses Lob möchte die SPD Fraktion auch die Verwaltung einschließen.
Herr Oberbürgermeister, sie und ihre Mitstreiter haben frühzeitig die richtigen
Weichen gestellt. Nun gilt es die Anschlussunterbringung zu stemmen. Es wird
wohl in der Kernstadt und den Stadtteilen nicht ausreichend Wohnungsangebote
geben, sodass die Stadt den Bau von Unterkünften vorantreiben wird müssen. Der
Bund und das Land sind in der Pflicht hierzu die Zuschüsse deutlich zu erhöhen,
ebenso wie die Zuschüsse für den „ganz normalen“ sozialen Wohnungsbau, sonst
werden sich die Probleme mit erschwinglichem Mietangebot weiter verschärfen.
WLAN
Die Bundesregierung will durch Gesetzesänderung die Einrichtung
und den Betrieb von kommunalen WLAN
Netzen fördern. Es wäre ein super Angebot für alle Besucher der Innenstadt,
wenn ein möglichst freies und kostenloses WLAN zu Verfügung stehen würde. Die
SPD-Fraktion fordert von der Verwaltung Informationen über den Stand des
geplanten WLAN Netzes. Ich will die Unterbringung von Flüchtlingen und WLAN
nicht unmittelbar Forderung verknüpfen. Aber ein städtisches WLAN würde hier viel Dampf aus der Diskussion nehmen.
Hochwasserschutz
An den Zweckverband Hochwasserschutz gehen 780 Tsd. € und in
diesem Haushalt sind weitere 560 Tsd. € als Investitionszuschuss für den schon
fertiggestellten Hochwasserentlastungsstollen eingeplant. Die vom Land erwarteten
Hochwasserkarten sind wohl immer noch nicht fertig gestellt!
Die notwendigerweise langen Zeiträume bis zur Realisierung
tatsächlich greifender Maßnahmen erlauben im Sinne der Bewohnerinnen und
Bewohner aber keinerlei weitere Verzögerungen. Die Bürgerinnen und Bürger z.B.
in den westlichen Ortteilen wissen aus leidvoller Erfahrung, dass das nächste
Hochwasser bestimmt kommt und das auch sogenannte 50 oder 100 jährige
Hochwasser diese zeitlichen Abstände nicht einzuhalten pflegen – hier ist
dringender Handlungsbedarf.
Eigenbetriebe Abwasser
Herr Oberbürgermeister, der Eigenbetrieb Abwasser führt 5 Mio. des
Gründungsdarlehen an die Stadtkasse zurück und muss dafür einen entsprechenden
Kredit aufnehmen, der über die Gebühren gedeckt wird. Dafür fallen die
Zinseinnahmen für die Stadt aus.
Erfreulich ist, dass neben der für die Tilgung notwendige
Kreditaufnahme von 5 Mio.€ die notwendigen Investitionen von 2,7 Mio.€ aus
Abschreibungen und Finanzierungsüberschüssen genügend Eigenmittel zur Verfügung
stehen.
Eine Gesetzesänderung durch das Land zur Finanzierung von
Investitionen bei Eigenbetrieben Abwasser bringt hoffentlich bald den
erwünschten Durchbruch, um einerseits die unerwünschte Schuldenschraube zu
stoppen und andererseits Investitionen wenigstens zum Teil über die Gebühren
durch Bildung von Rücklagen finanzieren zu können. Dies wird die pro Kopf
Verschuldung der Kommunen auf Dauer drastisch senken und so die Kommunen
zukunftsfähiger zu machen.
Eigenbetrieb
Sportstätten GmbH
Nachdem im letzten Jahr ein weiterer Kredit in Höhe von 5,4 Mio. €
notwendig war um die Anteile der Süwag an den Stadtwerken zurückzukaufen, ist
2016 keine weitere Kreditaufnahme durch die Sportstätten GmbH vorgesehen. Die
Finanzierung der notwendigen Sanierung des Wärmebeckens wird durch eine
Kapitalzuführung der Stadt in Höhe von 300 Tsd.€ ermöglicht. Die Tilgungsraten
für die aufgenommenen Darlehen sind mit 680 Tsd. geringer wie im
mittelfristigen Finanzplan (740 Tsd.€) vorgesehen.
Mit den Erträgen aus der Gewinnabführung von 2,75 Mi.€ den
Ausgaben für Zinsen von 533Tsd. € schreiben die Sportstätten GmbH eine
erfreuliche schwarze Null. Und das bei einem gleichbleibend sehr guten Angebot
von Schwimmbad und Hallenbetrieb.
Zum Schluss meiner Ausführungen möchte ich Ihnen, Herr
Oberbürgermeister Schnurr, im Namen der SPD Fraktion ganz herzlich für ihr
Engagement für die Stadt danken. In diesen Dank schließen wir
selbstverständlich alle städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. Es
ist gut, immer offenen Ohren und kompetente, engagierte Ansprechpartner und
Ansprechpartnerinnen zu finden, wenn man sich ans Rathaus wendet.
Ein ganz besonderes Lob möchte die SPD-Fraktion Ihnen, Frau
Balaskas und Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Vorlage dieses
klaren und kompetent erstellten Haushaltsplans aussprechen. Und wenn die Zahlen
durchaus großzügiger und schöner aussehen könnten, so ist das keinesfalls ihr
Fehler.
Auch der Presse möchte ich für die Begleitung des kommunalpolitischen
Geschehens unseren Dank und Anerkennung aussprechen.
Ein besonderes Dankeschön aber gilt allen Bürgerinnen und Bürgern,
die durch ihr ehrenamtliches Engagement aktiv zu einem lebens- und
liebenswerten Bühl beitragen. Ohne Sie, die vielen engagierten Helferinnen und
Helfer, bewegt sich in einer Stadt wenig. Unter anderem der große und schon
seit langer Zeit und mit großer Stetigkeit aktive Unterstützerkreis für die
Flüchtlingshilfe zeigt, wie viel Zeit und Arbeit Bühlerinnen und Bühler bereit
sind zu investieren, um ein gutes Zusammenleben in unserer Stadt zu
ermöglichen. Mein ganz herzliches Dankeschön. Ganz ausdrücklich danken möchte
die SPD auch allen Bürgerinnen und Bürgern, die durch ihren finanziellen
Beitrag für einen ausgewogenen Haushalt sorgen, ohne sie wäre unsere Stadt im
wahrsten Sinne des Wortes ärmer.
Die SPD-Fraktion stimmt dem städtischen Haushalt 2016 dem Haushalt
der Eigenbetriebe Abwasser und dem Haushalt der Bühler Sportstätten GmbH zu.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.“
Stellungnahme der GAL-Fraktion (Walter Seifermann):
„Sehr
geehrte Damen und Herren,
das
zurückliegende Jahr 2015 war von vielen Krisen weltweit und in Europa geprägt.
Am meisten hat uns in Deutschland und auch in Bühl die große Anzahl von
Flüchtlingen beschäftigt. Sie mussten aus vielfältigen Gründen ihre Heimat
verlassen und suchen nun Schutz bei uns. Die Erstunterbringung, unter
Federführung des Landkreises, ist gelungen, denn es konnten alle Menschen in
leer stehenden Gebäuden untergebracht werden. An dieser Stelle möchte ich allen Bürgerinnen und Bürgern, wie auch der
Landkreis- bzw. Stadtverwaltung danken,
die durch ihr außergewöhnliches Engagement dazu beigetragen haben, diese
Herkulesaufgabe zu bewältigen.
Dass
ein so massiver Zuzug von Flüchtlingen bei vielen Bürgern auch Bedenken
verursacht, kann ich verstehen. Nicht verstehen kann ich, wenn dies mit einer
inhumanen, antidemokratischen Haltung verbunden ist und mit so viel Hass
daherkommt.
Die
Folgeunterbringung der Menschen ist anschließend Aufgabe der Stadt Bühl. Auch
hier muss Außergewöhnliches geleistet werden. Bis Ende 2018 müssen
voraussichtlich 950 Personen untergebracht werden. Richtig ist daher die, zum
jetzigen Zeitpunkt schon begonnene Anmietung von Wohnungen von Seiten der Stadtverwaltung.
Besondere Anstrengungen werden wir leisten müssen, um den benötigten Wohnraum
zu schaffen, um das jetzt schon beschränkte Wohnungsangebot nicht noch mehr zu
verknappen. Alle Möglichkeiten müssen genutzt werden, um den Wohnungsmarkt zu
entspannen. Dies wird in den nächsten Jahren eine zentrale Aufgabe hier in Bühl
sein und enorme Finanzmittel benötigen.
So
sind für dieses Jahr 1,6 Mio für Grunderwerb und 220 000 € für die
Bauleitplanung vorgesehen. Wir unterstützen den Kauf von Gelände für den notwendigen
Bau von Mietwohnungen und Sozialwohnungen.
So nun zum zweiten Thema,
das uns im letzten Jahr dauerhaft beschäftigt hat:
Das Geld, bzw. das, das wir nicht hatten.
Die
Maßnahmen und Ziele, die wir 2012 nach dem Gewerbesteuereinbruch beschlossen
hatten, haben ihre Wirkung erreicht. Ca. 5 Mio Euro sind durch
Einnahmeverbesserung (Steuern und Gebühren), Einsparungen bei Sachkosten und
Personalreduzierung von 17 Stellen eingespart worden. Das sind jedes Jahr 1,42
Mio Euro bei den Personalkosten. Dies ist eine große Leistung von Gemeinderat
und Verwaltung, die ohne den externen Berater Herrn Pirl nicht möglich gewesen
wäre. Wäre es 2015 nicht zu einem weiteren Gewerbesteuereinbruch in Form von
Rückzahlungen gekommen, könnten wir uns wieder in aller Ruhe den laufenden
Geschäften zuwenden.
Aber
nun muss der „Prozess 2016“ weitergehen, die Verwaltung zu modernisieren,
sodass sie effektiver und innovativer arbeiten kann. Denn wir müssen in den
nächsten Jahren nochmal nachhaltig 5 Mio einsparen. Wenn schon kleine
Einnahmeverbesserungen im „Milli-Bereich“, wie bei der Mediathek zuhauf
Leserbriefe sprießen lassen, kann ich Ihnen prophezeien, dass diese Aufgabe für
Gemeinderat und Verwaltung nicht „vergnügungssteuerpflichtig“ wird.
Es
muss also weitergehen mit Einsparungen, Einnahmeverbesserungen und
Personaleinsparungen. Ich bin der Auffassung, dass ein weiteres „Ausquetschen“
nicht mehr ausreichen wird. Wir werden uns in Zukunft nicht mehr alle
städtischen Einrichtungen leisten können, die wir uns bei Gewerbesteuereinnahmen
von 40 – 45 Mio Euro zugelegt haben. Die
Steuerreinnahmen von 18-20 Mio lassen dies auf Dauer nicht mehr zu.
Und
wie nach einer erfolgreichen Diät, mit einem deutlichen Gewichtsverlust sind
die alten Kleider zu groß geworden. Wir müssen uns nun einen Maßanzug
schneidern, der der neuen Einnahmesituation anpasst ist.
Bühl
ist für Bühler Verhältnisse eine arme Stadt geworden.
Wir werden uns entscheiden
müssen, ob wir Leuchtturmpolitik machen oder das Ausdörren auf breiter Fläche
weiterverfolgen wollen. Denn das Ziel auf Dauer ohne Schulden auszukommen und
dabei finanzpolitisch handlungsfähig zu bleiben, dürfen wir nicht aus den Augen
verlieren. Die in diesem Jahr vorgesehene Kreditaufnahme von 4,6 Mio muss eine
Ausnahme bleiben.
Mit ihr steigt die Gesamtverschuldung
im städtischen Haushalt auf 17,6 Mio Euro, das sind pro Kopf 602 Euro. Dazu
kommt noch die Verschuldung der Sportstätten GmbH von18,5 Mio Euro und die
Schulden des Abwassereigenbetriebes in Höhe von 25 Mio Euro. Das ergibt einen
Gesamtschuldenstand von 61 Mio Euro.
(pro Kopf :2140€)
Dies
ist eine enorme Summe, es wäre aber unredlich diese Zahl einfach unkommentiert
stehen zu lassen. Denn von den 18,5 Mio Schulden der Sportstätten GmbH sind 10
Mio für den Rückkauf der Stadtwerksanteile, die sich durch höhere Einnahmen
wieder selbst finanzieren. Auch die 25 Mio Schulden des Abwassereigenbetriebes
sind nicht entstanden, weil schlecht gewirtschaftet wurde, sondern weil die
Finanzierung der Investitionen über Schulden genau so vom Gesetzgeber vorgeschrieben ist.
So
bleiben noch 26 Mio „echte“ Schulden, die nicht weiter erhöht werden dürfen,
sondern ganz im Gegenteil: Das Ziel muss sein die Verschuldung wieder abzubauen
und mit den vorhandenen Finanzmitteln nachhaltig zu wirtschaften. Um dies zu erreichen
müssen wir den „Prozess 2016“ auf „Prozess 2020“ erweitern. Die oben genannten
Konsolidierungsmaßnahmen müssen wir
konsequent weiterführen und ein weiteres Instrument „Gesundschrumpfung“
einführen, das prüft, welche Aufgaben und Einrichtungen wir uns weiterhin
leisten können und wollen.
Hier,
meine Damen und Herren, werden wir nicht umhin kommen eindeutige Prioritäten zu
setzen und auch harte Entscheidungen zu treffen.
Es muss sorgfältig
abgewogen werden, vieles muss auf den Prüfstand, wie z.B.
der Schlachthof.
Wenn die Stadt Offenburg
ihren Schlachthof schließt, ist Bühl zwischen Freiburg und Karlsruhe die
einzige Gemeinde, die noch einen kommunalen Schlachthof betreibt. Viele andere
Städte haben sich in den letzten Jahren von dieser Aufgabe befreit. Dass kein
Missverständnis entsteht, auch wir von der GAL halten es für sinnvoll den
Bühler Schlachthof aus vielen Gründen, wie kurze Wege, Tierschutz, Qualität und
Frische, im Interesse von Verbrauchern, Landwirten und Metzgern weiterhin zu
betreiben. Davon profitiert ein großer Einzugsbereich.
Es
kann aber nicht sein, dass das Defizit allein in Bühl hängen bleibt. Das Jahr
2016 muss das Jahr der Entscheidung sein: Entweder
die Finanzierung kann auf eine solide
Basis gestellt werden, bei der sich die umliegenden Städte, Landkreise
und auch das Land Ba-Wü. beteiligen,
damit der Schlachthof zumindest eine „schwarze Null“ erwirtschaftet. Oder wir müssen die Konsequenzen ziehen und uns von der Einrichtung trennen.
Es
gibt aber auch Bereiche, in die wir weiterhin investieren müssen und wollen:
Aloys-Schreiber-Schule
Die
neu eingeführte Gemeinschaftsschule entwickelt sich unserer Meinung nach gut.
Bei der Besichtigung der Aloys-Schreiber-Schule hatte ich den Eindruck, dass
das selbstständige und differenzierte Lernen bei Schülern und Lehrern
gleichermaßen gut ankommt. Um nun Platz für weitere Klassen zu erhalten, sind
in diesem Jahr 1,7 Mio für den Ausbau der Gemeinschaftsschule vorgesehen.
Insgesamt ist das Projekt mit 2,2 Mio veranschlagt, dazu kommt in den nächsten
Jahren der Neubau der ASS-Turnhalle für 1,3 Mio. Ich denke, das ist gut
angelegtes Geld für die Bildung unserer Kinder.
Windeck-Gymnasium
Auch
für das Windeck-Gymnasium muss 2016 das Jahr der Entscheidung sein. Es muss
geklärt werden, ob es sinnvoller und günstiger
ist das Gebäude zu sanieren oder abzureißen und neu zu bauen. Klar ist
für uns, dass die Erneuerung des Windecks schon lange genug verschoben wurde,
und dass die Sanierung, bzw. der Neubau jetzt höchste Priorität haben muss.
Auch bei knappen Kassen muss das Projekt, wenn möglich 2017 begonnen werden.
Aus diesem Grund habe ich bei den Haushaltsberatungen beantragt 30 000 €
Planungsmittel für 2016 einzusetzen.
Breitbandverkabelung
Für eine Investition in die
Zukunft sind die im Haushalt bereitgestellten
600 000 € in diesem Jahr
und die gleiche Summe für das nächste Jahr um das Backbone-Netz für unsere
Gewerbebetriebe aufzubauen.
Zudem gibt es weitere
Bereiche, die wir nicht aus den Augen verlieren dürfen.
Energiemanager
2015
hat der Gemeinderat beschlossen einen Energiemanager/in einzustellen, der das
städtische Energiekonzept erarbeiten und umsetzen soll. Ich freue mich, dass
diese GAL Forderung umgesetzt worden ist. Doch nun muss schnellstens eine
Konzeption erarbeitet werden, um bei allen städtischen Gebäuden die möglichen
und notwendigen Energieeinsparungsmaßnahmen nach dem besten
Kosten-Nutzenverhältnis umzusetzen.
Eisenbahnstr.
Die
Erhaltungssatzung Eisenbahnstraße wurde letztes Jahr beschlossen, um das
historisch wertvolle Stadtensemble zu erhalten. Ein Abriss von Gebäuden ist nun
nicht mehr möglich. Die Stadtverwaltung und der Gemeinderat haben nun ihre
rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft und nun warten wir ab und hoffen, dass
es dauerhaft gelingt die wertvolle Bausubstanz zu erhalten.
Stadtwerke
Durch den Rückkauf der
Süwag-Anteile sind die Bühler Stadtwerke wieder zu 100% in städtischer Hand.
Die Konsessionsvergabe für Strom und Wasser wurde auf den Weg gebracht. Es wird
ein langer und mit vielen Unwägbarkeiten gespickter Weg sein, der einige Zeit
brauchen wird.
Aber parallel dazu müssen
wir auch über die zukünftige Geschäftspolitik diskutieren und deren
Zielrichtung festlegen.
Kultur
In
finanziell schwierigen Zeiten wird das Kulturbudget oft als Steinbruch genutzt,
um Gelder einzusparen. So auch in Bühl, in einigen Bereichen wurde der Etat
schon halbiert. Hier müssen wir aufpassen, dass wir diesen wichtigen
Standortfaktor im Interesse unserer Bürger/innen nicht weiter ausbluten.
Diskothek
Eine
kulturelle Einrichtung ist auch eine Diskothek. Insbesondere für die Jugend ist
es ein großer Mangel, dass es hier keine gibt. Wie beim Elektromarkt sollten
wir aktiv einen Investor und Betreiber suchen, der eine Disko baut und
betreibt.
PFC
Von
der Verseuchung in Bühl sind einige Ackerflächen aber keine Brunnen
betroffen. Zum Schutz der Bevölkerung
müssen die betroffenen Flächen weiter „beprobt“ und die Ergebnisse
veröffentlicht werden. Die Suche nach dem Verursacher und die Suche nach
Geldgebern, die die Sanierung bezahlen, muss weitergehen, um die Flächen zu
dekontaminieren.
Hochwasser:
Seit dem
Jahrhunderthochwasser 1978, ist Hochwasserschutz eine Schwerpunktaufgabe in
Bühl und seither wurden viele Millionen Euro
(46,4 Mio €) investiert. Nach dem letzten
Hochwasser 2013 wurden und werden noch einige Sofortmaßnahmen umgesetzt, aber
das Gesamtkonzept lässt noch auf sich warten. Aber eins ist sicher:
Hochwasserschutz wird ein Dauerthema bleiben.
Die
Grün- Alternative Liste stimmt dem städtischen Haushalt 2016 zu, ebenso den
Haushalten der Eigenbetriebe Abwasser und
Sportstätten GmbH.
Nationalpark
An
der Richtigkeit, die einzigartige Natur des Nordschwarzwaldes als Nationalpark
zu schützen, zweifelt heute wohl niemand. Das „sich-selbst-überlassen“ der
Flora und Fauna zeigt bereits erste ökologische Erfolge (Fund der
„Zitronengelben Tramete“ Antrodiella
citrinella).
Die
positive Auswirkung auf den Tourismus zeigt sich durch die Erhöhung der
Besucherzahlen im Höhengebiet. Dies hat einen erhöhten Individualverkehr zur
Folge. Bühl, als Mitglied des Nationalparkrates, muss hier auf eine schnelle
umweltverträgliche Lösung drängen. Der Lösungsschwerpunkt muss ein ÖPNV
darstellen, der von Bahnhof Bühl bis zum Ruhestein fährt. Dies ist insbesondere
im Hinblick auf unsere Schulen sinnvoll, die so dieses einmalige
„Klassenzimmer“ vor der Haustür nutzen können.
Zum
Schluss bedanken wir uns bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Verwaltung und des Bauhofs, für ihre gute, oft über das nötige
hinausgehende Arbeit.
Wir
bedanken uns auch bei allen Stadträten/innen und bei der Stadtverwaltung für
die konstruktive Zusammenarbeit im vergangenen Jahr.
Vielen
Dank für Ihre Aufmerksamkeit.“
Stadtrat Kohler verlässt vorübergehend die Sitzung und nimmt an
der Beschlussfassung über diesen Tagesordnungspunkt nicht teil.
Stellungnahme der FDP-Fraktion (Dr. Jan Ernest Rassek):
„Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und
Herren,
schon im letzten Jahr glaubten wir, die Talsohle erreicht zu
haben, doch haben die weiteren Gewerbesteuereinbrüche uns finanziell in noch
größere Bedrängnis gebracht. So stehen wir vor einem fast nicht zu
realisierenden Spagat , einerseits die von uns geschaffene Infrastruktur, den
erreichten hohen Standard in Kitas, Kindergärten und Schulen und die uns lieb
gewordenen Institutionen wie Bürgerhaus, Mediathek, Schwimmbad, Museum und
andere beizubehalten und andererseits die fehlenden finanziellen Mittel durch
Einsparungen oder Gebührenerhöhungen auszugleichen. Der Weg dazu ist steinig
und obwohl die finanzielle Situation durch zahlreiche Veröffentlichungen in der
Presse doch jedem bekannt sein müsste, sind die Sparzwänge und die bedrohliche
Situation im Hinblick auf die Schließung etwaiger Institutionen noch nicht
jedem Bürger klar geworden. Anders sind die wenig hilfreichen Vorwürfe nicht zu
erklären, wonach die Verwaltung und der Stadtrat soziale Kälte und fehlende
Anerkennung an den Tag legten und die Stadt kaputt sparen würden. Allerdings
sollte dem Bürger auch erklärt werden, woran es liegt, dass unsere extremen
Bemühungen, die schon an die verzweifelten Anstrengungen eines Hamsters im
Laufrad erinnern, nur schwerlich Abhilfe unserer misslichen Lage schaffen
können:
Es ist das System, das Kommunen alleine dastehen lässt, wenn
Entscheidungen von Großfirmen, auf welche die Stadt keinen Einfluss hat, Fakten
schaffen, die zu einem millionenschweren Einbruch der Gewerbesteuereinnahmen
führen, und damit Planungen und Verlässlichkeit zunichtemachen. Man muss sich
fragen, was das für ein System ist, bei dem die Entscheidung eines
Geschäftsführers, in welchem Bundesland er seine Kinder in die Schule schicken
will, wohin dann die Firma umzieht oder die Durchsetzung einer steuerlichen
Umverteilungsgestaltung einer Firma dazu führt, dass die Infrastruktur eines
Mittelzentrums für etwa 60.000 Einwohner nicht mehr beibehalten werden kann!
In den vergangenen Jahren haben wir es genossen, über weit
überdurchschnittliche Gewerbesteuereinnahmen verfügen zu können, was uns nicht
nur Bewunderung zugetragen hat. Fast die Hälfte der hohen Einnahmen mussten an
Umlagen und Abgaben weitergegeben werden, wodurch finanzschwächere Kommunen und
der Landkreis von der Wirtschaftskraft unserer Stadt profitierten. Jetzt aber
bei den Einbrüchen unserer Einnahmen sollen wir alleine auf uns angewiesen sein
und uns praktisch am eigenen Haarzopf aus der Misere hochziehen, obwohl kein
ersichtliches Versagen oder Misswirtschaft festgestellt werden kann?
Wenn wir 2016 nur noch 18,5 Millionen € an Gewerbesteuer
einnehmen, was deutlich weniger als die Hälfte der früheren Jahre ist und an
Aufwendungen 74,4 Mio. €, davon allein an Personalaufwendungen 20,6 Millionen €
und Umlagen an Land und Kreis mit insgesamt 24,5 Millionen € tragen müssen,
kann sich jeder leicht ausrechnen, dass dies mit gerade noch zumutbaren
Gebühren- und Steuererhöhungen allein nicht aufzufangen ist.
In Art. 28 Abs. 2 unseres Grundgesetzes wird den Gemeinden das
Recht gewährleistet, alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft im Rahmen
der Gesetze in eigener Verantwortung zu regeln. Die Gewährleistung der
Selbstverwaltung umfasst auch die Grundlagen der finanziellen
Eigenverantwortung. Zu diesen Grundlagen gehört eine den Gemeinden mit
Hebesatzrecht zustehende wirtschaftskraftbezogene Steuerquelle. Zur Schaffung
der insoweit verfassungsrechtlich verankerten Autonomie der Kommunen bedarf es
daher einer entsprechenden finanziellen Ausstattung als Voraussetzung der
Handlungsfähigkeit. Die Finanzierung durch Gewerbesteuer, die uns in den
vergangenen Jahren so lieb geworden ist, hat aber stets zu ungleichen
Verteilungen auf die einzelnen Kommunen geführt und nichts daran geändert, dass
die finanzielle Lage vieler Kommunen sich als dramatisch darstellt und diese
Kommunen selbst zu wenig gegen ihr eigenes Elend tun können, weil die so geschaffenen
steuerpolitischen Handlungsspielräume zu gering sind. So konnten in Nordrhein-
Westfalen nur 27 von 427 Gemeinden einen faktisch ausgeglichenen Haushalt
vorlegen. Die Kassenkredite aller Kommunen übersteigen inzwischen den Betrag
von 45 Milliarden €. Eine Stadt wie Essen hat dreimal so hohe Schulden als alle
bayerischen, sächsischen und baden-württembergischen Kommunen zusammen (und die
Stadt Oberhausen ist noch dreimal höher verschuldet). Die Städte können bei der
derzeitigen Gesetzeslage kaum selbstbestimmt weitere Einnahmen generieren.
Gelingt es ihnen doch, so verschwindet dieser Mehrertrag in der Regel gleich
wieder über nivellierende Ausgleichsregeln in undurchsichtigen
Verteilungstöpfen wie dem Länderfinanzausgleich oder dem kommunalen Finanzausgleich
,was den Elan bremst, Mehreinnahmen zu generieren. Zugleich wird das
Konnexitätsprinzip unterwandert, indem von Bund oder Land den Kommunen Aufgaben
ohne ausreichende Deckung übertragen werden
(z.B. für Sozialleistungen). Viele Kommunen leben nur noch von den
Zuschüssen von Bund und Land, wobei durch die, ebenfalls verfassungsrechtlich
festgelegte, Schuldenbremse weiteres Ungemach droht, wenn der Bund ab 2016 nur
noch eine Nettokreditaufnahme von 0,35 % des BIP und das Land ab 2020 überhaupt
keine Nettokreditaufnahme mehr vornehmen darf. Welche Gefahren den Kommunen aus
dem bedrohlichen Zustand der EU drohen, sei es aus der Verschuldung durch
weitere EU- Rettungsschirme oder Veränderung der EU durch Austritt oder
Ausschließung von Ländern bzw. Schwächung durch Währungsschwankungen, ist
hierbei noch nicht berücksichtigt.
Es bleibt nur zu hoffen, dass im Rahmen der ab 2019
durchzuführenden Neuordnung der Finanzierung von Bund/Länder und Kommunen die
alte Forderung der FDP auf Abschaffung der Gewerbesteuer und Ersetzung durch
angemessene Verteilung von Einkommen- und Umsatzsteuer durchgesetzt wird, wie
dies z.B. in der Schweiz bestens funktioniert und von vielen
volkswirtschaftlichen Sachverständigen wie z.B. der Stiftung Marktwirtschaft
gefordert wird.
Bei der jetzigen Gesetzeslage sind wir aber auf uns selbst
angewiesen und haben deshalb unter Einschaltung eines erfahrenen
Sachverständigen ein Konzept erarbeitet, wie der Haushalt entlastet werden kann
und Haushaltslücken geschlossen werden können, wobei das Ziel war, ab dem
Haushaltsjahr 2017 5 Millionen € pro Jahr einzusparen. Dabei hat die Verwaltung
dem Gemeinderat angemessene Vorschläge unterbreitet, wo Gebühren anzupassen,
Steuern zu erhöhen sind und wir Stadträte haben uns geschworen, überall
gleichmäßig -ungeachtet unserer politischen Schwerpunkte- anzupassen und uns dabei
auch an Vergleichsgemeinden zu orientieren. Das gesteckte Ziel haben wir nicht
ganz erreicht und die Gemeinderatsmehrheit konnte der Versuchung nicht
widerstehen, mangels anderer Vorschläge an der Gewerbesteuerschraube noch
stärker zu drehen als vom Gutachter und der Verwaltung ursprünglich
vorgeschlagen worden war. Unsere Fraktion hat lange überlegt, den
Haushaltsentwurf nicht mitzutragen, zumal alle Fraktionen zwar betonen dass man
sich notfalls von Institutionen trennen müsse, weil das Geld nicht reicht. Wenn
sich aber tatsächlich eine Institution wie z.B. der Kinderhort angesichts der
inzwischen gut eingeführten Ganztagsschulen und verlängerten Öffnungszeiten in
Kitas und Kindergarten überlebt hat, fehlte dann doch die Kraft zu einer
konsequenten Entscheidung. Dennoch sind wir bereit, uns nicht davon zu stehlen
sondern gerade auch bei dem derzeitigen rauen Seegang Verantwortung
mitzutragen. Und überdies:
Der Gutachter hat gute Arbeit geleistet und die Verwaltung ist
mitgezogen, so dass Einsparungen durch mehr Effektivität und Effizienz erzielt
werden konnten, wobei die Verwaltung die zufällige Personalfluktuation nutzen
konnte. Herausgekommen ist eine neue Arbeitskultur, getragen von
Kooperationsfähigkeit und Konstruktivität mit einer flachen Hierarchie, die
unserer aller Anerkennung verdient! Dieser Prozess muss und wird weitergehen.
Es ist uns ein Anliegen, an die Verwaltung zu appellieren, den begonnenen
Prozess fortzusetzen und bei der Organisationsentwicklung und ihrer Steuerung
alle gewonnenen Erkenntnisse umzusetzen. Die Aufbruchstimmung und das
eingesetzte Umdenken müssen andauern, man befindet sich derzeit mittendrin und
es ist sehr anzuerkennen, welches Potenzial nach der Überwindung manchen
Widerstands und Schließung von Schwachstellen sich auftut. Aber es lohnt sich,
denn wir müssen unbedingt die gesteckten Ziele erreichen, wenn wir verhindern
wollen, dass unsere künftigen Haushalte nicht mehr genehmigungsfähig sind und
wir uns dann vom Regierungspräsidium vorschreiben lassen müssten, welche
Sparmaßnahmen durchzuführen sind. Es ist allemal besser, die Chancen von
Eigenverantwortung wahrzunehmen als sich den berühmten „goldenen Zügel“ anlegen
zu lassen.
Die Förderung der Wirtschaft muss weiterhin im Mittelpunkt stehen,
wenn wir die derzeit bestehende Vollbeschäftigung halten wollen. Hierzu gehört,
dass wir auf unsere Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten hinweisen und auch
Werbung betreiben, z.B. für das neue Gewerbegebiet in Oberbruch. Nicht ein
Schild weist derzeit etwaige Gewerbegebiete suchende Unternehmen auf diese
Möglichkeiten hin. Es tut auch Not, mit allen Betrieben in unserer Stadt über
Entwicklungsmöglichkeiten zu kommunizieren und diese auszuschöpfen. Die Stadt
selbst kann und soll sich nur im Rahmen der Daseinsvorsorge als Unternehmer
betätigen, ansonsten, wie z.B. bei der Betreibung des Schlachthofs kann die
Stadt nur begrenzte Anschubhilfe leisten und nicht dauerhafter Partner bei der
Übernahme von Schulden sein, so sehr wir alle daran interessiert sind, den
Schlachthof für die Bevölkerung zu erhalten.
Bei Einsparungen an den Unkosten des Vereinshauses müssen die
zahlreichen Vereine als Nutzer konstruktiv mitwirken und Vorschläge
unterbreiten, wie Sie insoweit die Stadt unterstützen können, anstatt nur die
Situation zu beklagen und auf die bisherige Kostenfreiheit zu pochen.
Auch die Bepflanzung von Kreiseln und anderen Blumenflächen und
Kübeln oder die Mithilfe bei Instandhaltung von Spielplätzen könnte durch
ehrenamtliche Übernahme von Patenschaften oder im Rahmen von schulischen
Projekten zumindest teilweise von der Bevölkerung selbst getragen werden.
Die erheblichen Geldmittel, die von Bürgern der Bühler
Energieerzeugergenossenschaft zugeführt wurden, zeigen dass die Bereitschaft in
sinnvolle, gemeinschaftsdienliche Projekte zu investieren, in hohem Maße
gegeben ist.
So bleibt zu hoffen, dass auch die guten Vorschläge des Dr.
Kowollik zur bürgerschaftlichen Finanzierung des Stadtgartenbrunnens von Erfolg
gekrönt sein werden und den erforderlichen Zuspruch finden.
Auch der private Wohnungsbau zur Erstellung preiswerter
Mietwohnungen könnte auf genossenschaftlicher Basis im Zusammenwirken mit der
Bühler Wohnungsbaugenossenschaft weiter aktiviert werden. Das Steinmetzhaus
kann und darf nur ein Anfang sein.
Erhebliche Kosten können noch eingespart werden, wenn künftig die
Belange der Bürger in allen Ortsteilen durch einen in regelmäßigen Abständen in
den Ortsteilen tätigen mobilen Dienst (ähnlich dem Bücherbus des Landkreises)
erledigt werden. Hier sollten ernsthafte Überlegungen und Berechnungen
angestellt werden.
Ein großes Kompliment muss den ehrenamtlich tätigen Bürgern im
Rahmen der Betreuung der Flüchtlinge gemacht werden. Die Flüchtlingskrise ist
allein durch die Kommunalverwaltung nicht zu bewältigen. Fehler in der Asylpolitik
und das planlose Handeln von Bund-und Länderadministrationen lasten auf den
Verwaltungen und Bürgern der Kommunen und Landkreise, die als Lückenbüßer in
der aktuellen krisenhaften Situation herhalten müssen. Die Aufnahme der
Flüchtlinge und vor allem deren Integration stellt eine der größten Aufgaben
unserer Gesellschaft seit dem Zweiten Weltkrieg und seit der Wende 1989 dar. Ob
diese Aufgabe gelingt, hängt in entscheidendem Maße von den Kommunen, ihren
Bürgern, den Bildungsinstitutionen, von möglichst vielen engagierten Helfern
und den sozialen Netzwerken in den Städten und Gemeinden ab. Die anfänglich
vorhandene Zuversicht und der Mut unserer Bürger, sich von Anfang an für die
Flüchtlinge zu engagieren und mit klugen Ideen und Konzepten die Herausforderungen
zu meistern, die der massenhafte Zustrom Hilfe suchender Menschen ausgelöst
hat, müssen aufrechterhalten und in jeder Beziehung gestützt werden. So muss im
Organigramm der Stadtverwaltung Bühl eine Task Force
"Flüchtlingshilfe" gebildet werden, die praktikable Lösungen und
schnell umsetzbare Konzepte entwickelt. Dort muss auch die Koordinierung aller
Aufgaben rund um die Ankunft, Unterbringung und Integration der Flüchtlinge
geleistet werden. Der ständige Austausch mit Sicherheitsbehörden und Hilfsorganisationen,
Träger der Wohlfahrtspflege, Vereinen und insbesondere den ehrenamtlichen
Initiativen der Flüchtlingshilfe ist ebenso unabdingbar wie die Kommunikation
mit den Bürgern und die Pflege der Willkommenskultur.
Für die Übergangsunterkünfte aber auch für die bereitzustellenden
Wohnungen für die anerkannten Flüchtlinge muss enger Kontakt mit der
Bauwirtschaft, Wohnungsbauunternehmen und privaten Investoren gesucht werden.
Hierzu brauchen wir ein kommunales Wohnungsbauprogramm, wobei öffentliche Fördermittel
für den sozialen Wohnungsbau und neue attraktive Förderprogramme z.B. der
Investitionsbank der Länder deutliche Erleichterungen für die Schaffung
dringend benötigten Wohnraums bringen. Dabei ist das Signal zu geben, dass
Adressaten der Wohnbauaktivitäten nicht allein die Migranten sind sondern auch
hiesige Familien mit geringem Einkommen und überhaupt alle
Bevölkerungsschichten, für die sich die Wohnungsversorgung als schwierig
erweist. Den Blick nur auf Flüchtlinge zu richten, würde zu Missgunst führen.
Auch die bürokratischen Hürden für den Wohnungsbau müssen gesenkt werden, was
dringend eine Steigerung der Flexibilität unserer Bauverwaltung voraussetzt!
Übertriebene architektonische und stadtplanerische Qualitätsanforderungen sind
angesichts der derzeitigen Notlage deplatziert. Die dezentrale Unterbringung in
Wohnungen und Wohnhäusern und Schaffung fester Unterkünfte sowie Verteilung
über das Gebiet der Kommune statt Konzentration auf wenige Orte zur Vermeidung
von Ghettos muss angestrebt werden. Auch sollte die Kommunalverwaltung auf der
Stadthomepage und in den Medien noch intensiver und stets aktuell die
Bevölkerung zur Übernahme von Patenschaften aufrufen oder zur Bereitstellung
dringend benötigter Gegenstände zur Verfügung stellen. Sprachunterricht,
Dolmetscherdienste und Fahrdienste sind bereits eingerichtet. Den vielen
Helfern muss aber auch eine Supervision zuteilwerden, um Erschöpfung zu
vermeiden. Auch Heimleiter brauchen unseren Schutz, auch gegen solche Personen,
die unsere Regeln nicht anerkennen wollen und weder zur Integration noch zur
Einhaltung unserer Strafgesetze bereit sind. Die Kommunikation mit den Bürgern
ist das A und O und ihnen müssen Möglichkeiten eröffnet werden, mit der
Stadtverwaltung in Flüchtlingsfragen in Kontakt zu treten, was beispielsweise
durch Einrichtung einer App oder über E-Mail oder interaktive Formulare auf der
Homepage des Rathauses erfolgen kann. In einem Webportal sollten Informationen
über die vielfältigen Möglichkeiten der Bürger geliefert werden, um konkret
eine Beitrag zur Flüchtlingshilfe zu leisten. Viele gute Ansätze und wertvolle
praktische Erfahrungen für den Umgang mit der Flüchtlingskrise gibt es bereits
deutschlandweit, laufend kommen neue Ideen und Konzepte hinzu. Wenn es richtig
angepackt wird, ist die Integration der Migranten kein unlösbares Problem.
Zum Abschluss folge ich dem guten Brauch allen zu danken, die
Verantwortung tragen und sich um das Wohlergehen unserer Bürger kümmern, Ihnen,
Herr OB Schnurr sowie Herrn Bgm Jokerst, dem wir an dieser Stelle unsere besten
Genesungswünsche aussprechen, Ihrer Verwaltung mit der sehr geschätzten und
geforderten Kämmerin, Frau Balaskas, Ihnen, werte Ratskollegen aller
Fraktionen, den Damen und Herren der Presse, von deren Berichterstattung viel abhängt
aber auch viele Impulse ausgehen, allen Verantwortlichen in Industrie, Handel
und Gewerbe, allen Mitarbeitern in Schulen, Kirchen sowie allen Ehrenamtlichen
in sozialem und kulturellem Bereich , ohne die das Gemeinwesen Kommune nicht
existieren könnte.
Die FDP-Fraktion stimmt dem Haushaltsentwurf zu!
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!“
Abstimmungsergebnis:
Einstimmiger Beschluss (24 Ja-Stimmen)