Vorstellung des Projektes „Vermittlung von privaten Wohnungen“
III.
Beschlussvorschlag:
Der Gemeinderat beschließt das Projekt
„Vermittlung von privaten Wohnungen“ und die Etablierung einer solchen
Anlaufstelle in der Verwaltung. Sofern der personelle Aufwand durch eigenes
Personal nicht mehr gedeckt werden kann, müssen weitere Ressourcen unter
Prüfung des Mehraufwands im Stellenplan schnellstmöglich Berücksichtigung
finden.
I.
Sachverhalt:
Grundlage für das im Rahmen des
Bühl-2025-Prozesses entwickelte strategische Oberziel „Wohnungsbau für alle –
Sozialer Wohnungsbau“ bildet die in der nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung
am 6. Juni 2018 vorgestellte und zugestimmte auf 4-Säulen stehende Wohnungsbaukonzeption
für Bühl. Die Basis dieses Säulendiagramms bildet die Studie zur
Wohnungsmarktanalyse vom Beratungsunternehmen „empirica ag“, welches das
Ergebnis beinhaltet, dass in allen Preissegmenten mehr Wohnraumbedarf besteht,
d.h. von preiswert über mittel bis gehoben.
Die in den letzten Jahren bei der Stadt Bühl
gestellten Anfragen nach günstigen Wohnungen bestätigen den Wohnraumbedarf auch
für die einkommensschwächeren Gruppen in Bühl, welche über das städtische
Angebot an Wohnungen nicht mehr bedient werden können. Die sich im Rahmen des
Bühl-2025-Prozesses gebildete Modellprojektgruppe „Bedarfsermittlung von
Wohnungen“ hatte sich aufgrund der hohen Nachfrageseite das Ziel gesetzt, ein
Konzept für diese Bevölkerungsgruppe zu entwickeln. Die Konzeption umfasst
dabei die zweite Säule der sozialbenachteiligten Gruppen aus der oben genannten
Wohnungsbaukonzeption für Bühl. In ihrer Projektlaufzeit hat die Projektgruppe
ein Modell für Bühl erarbeitet, wie Wohnraum für einkommensschwache Gruppen akquiriert
werden kann.
Anregungen holte sich die Projektgruppe
dabei aus verschiedenen Städten, insbesondere aber über das als
Gemeinschaftsprogramm vom Städtetag und Staatsministerium Baden-Württemberg
initiierte „RAUMTEILER-Projekt“ und über die daran teilnehmende Stadt
Karlsruhe.
Über „RAUMTEILER“ wird derzeit ein Netzwerk
zwischen Vermietern, Mietern und Kommunen mittels einer Internetplattform
aufgebaut, welche die Vermittlung von privatem Wohnraum unterstützen. Hier
können sich die Netzwerker und Interessierte austauschen, Informationen und
Ansprechpartner erhalten.
Die Stadt Karlsruhe hat bereits seit dem
Jahr 2005 eine Vermittlungsstelle zur Akquirierung von privaten Wohnungen in
ihrer Verwaltung aufgebaut und kann zwischenzeitlich auf einen großen
Erfahrungsschatz und hohen Wohnungsbestand zurückgreifen. Im Jahr 2017 konnte
die Stadt Karlsruhe bereits ca. 680 Wohnungen für über 1.740 Personen zählen.
…
- 2 -
Das Bühler Modell zielt auf Bühler
Bürgerinnen und Bürger mit geringem Einkommen (z.B. Alleinerziehende, Familien,
Geringverdiener, ALG I und II, Senioren und Behinderte) sowie auf Flüchtlinge
mit guter Bleibeperspektive, die Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein
haben.
Über das Modell sollen private Vermieter
angesprochen werden, die unvermietete Wohnungen oder ungenutzte Immobilien
dieser Zielgruppe als neuen Wohnraum zur Verfügung stellen möchten.
Die Stadt Bühl tritt in diesem Zusammenhang
als Vermittler zwischen Vermieter und Mieter auf. Den Vermietern werden dabei
entsprechende Konditionen angeboten. So kann ein Zuschuss für die Sanierung der
neuen Wohnung in einer Höhe von bis zu 5.000 € bewilligt und eine befristete
Mietausfallgarantie von bis zu 5 Jahren anberaumt werden. Zudem werden
Beratungsgespräche für Mietverträge und Formulare angeboten. Ein wichtiger
Baustein, der bereits in Karlsruhe mit viel Erfolg umgesetzt wurde, ist die
stetige Betreuung der Mieter und Vermieter während der Mietzeit. Die Stadt Bühl
würde hier als Ansprechpartner beiden Parteien gegenüber zur Verfügung stehen.
Im Gegenzug überlässt der Vermieter dem
Mieter seine Wohnung für die Dauer von 10 Jahren gemäß den Bühler
sozialhilferechtlichen Grenzen („Kosten der Unterkunft“).
Die Projektgruppe sieht mit der Umsetzung
dieses Projektes Chancen und Vorteile auf allen Seiten. So können Vermieter
sich auf langfristig sichere Mieten verlassen, einen passenden Mieter finden
und durch die Kommune eine verlässliche Betreuung erfahren. Für Mieter in
schwierigen Lebenssituationen bietet dies die Möglichkeit wieder in die Mitte
unserer Gesellschaft anzukommen. Aber auch die Mieter mit geringem Einkommen
können ein neues bezahlbares Zuhause finden und haben dadurch wieder die
Möglichkeit auf mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Für die Stadt Bühl
stellt dies eine günstigere Alternative zum aufwendigen Bau und Unterhalt von
Wohngebäuden dar. Durch die dezentrale Verteilung im Stadtgebiet können mit der
Umsetzung dieses Projektes Brennpunkte vermieden und eine bessere Integration
dieser Gruppen in die Gesellschaft ermöglicht werden. Nicht zuletzt zu
vergessen ist hierdurch die Wahrung des sozialen Friedens in einem
Stadtquartier.
Das Projekt zur Wohnungsvermittlung sowie
dessen Aufbau und Vertragsabwicklung wird im mündlichen Vortrag vorgestellt.
Die wichtigsten Informationen hierzu sind im beigefügten Flyer enthalten.
Die Modellprojektgruppe empfiehlt eine
gestufte Vorgehensweise, das Projekt „Vermittlung von privaten Wohnungen“ in
Bühl umzusetzen. Im ersten Schritt sollen zunächst nur die Vermieter über
pressewirksame Werbungen angesprochen werden, um ein gewisses Grundpolster an
Angeboten zu erhalten. Diese Leistungen können über das vorhandene Personal
gedeckt werden. Sofern dies auf rege Nachfrage stößt, kann das Projekt in die
zweite Phase überführt werden, indem mit der eigentlichen Projektarbeit
begonnen wird.
…
- 3 -
Nach interner fachbereichsübergreifenden
Besprechung wird die Vermittlung von privaten Wohnungen und die Betreuung der
Mieter und Vermieter aufgrund des zeitintensiven Aufwands nicht mehr über
eigenes Personal gestemmt werden können. Hierfür müssen weitere Ressourcen zur
Verfügung gestellt werden, um das Aufgabenspektrum ordentlich bewältigen zu
können. In solch einem Fall muss im Zuge des Stellenplans der erhöhte
personelle Bedarf und Aufwand überprüft und bei Feststellung des Mehrbedarfs im
Stellenplan berücksichtigt werden.
Die Modellprojektgruppe gibt hier zu
bedenken, dass in der Übergangsphase nicht alle interessierte Mieter ihre
privaten Wohnungen auf Dauer bereitstellen können, bis ein (neuer)
Ansprechpartner zur Verfügung steht. Es ist daher ein kurzfristiges Handeln und
Umsetzen erforderlich, damit die Wohnungen schnell an Frau und Mann gebracht
werden können. Die Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, dass die Mieter ihre
Wohnungen schnell vermieten möchten und teilweise auch müssen.
Die Modellprojektgruppe und die Verwaltung
empfiehlt dem Gemeinderat, das Projekt „Vermittlung von privaten Wohnungen“ zu
beschließen und solch eine Anlaufstelle in der Verwaltung neu zu etablieren.
Sofern der personelle Aufwand durch eigenes Personal nicht mehr gedeckt werden
kann, müssen weitere Ressourcen unter Prüfung des Mehraufwands im Stellenplan
schnellstmöglich Berücksichtigung finden.
II. Finanzielle Auswirkungen:
Für die Umsetzung dieses Projektes werden
finanzielle Mittel anfallen:
- Im Haushaltsjahr 2018 wurden bereits Mittel
in Höhe von 50.000 € für die Sanierung/Renovierung von Wohnungen
bereitgestellt. Diese Mittel werden für das kommende Haushaltsjahr erneut
angemeldet.
- Kosten von ca. 3.000 € für Druck und
Verteilung der Flyer an alle Haushalte
- Sofern das Projekt in die zweite Phase der
Vermittlung und Betreuung überführt wird, sind weitere personelle Ressourcen
erforderlich. In solch einem Fall muss im Rahmen der Aufstellung des neuen
Stellenplans der erhöhte Aufwand überprüft und im Stellenplan schnellstmöglich
berücksichtigt werden.
Anlagenverzeichnis: