Betreff
Bericht zur Digitalisierung 2019/2020
Vorlage
VO/532/2020
Art
Vorlage

IV. Beschlussvorschlag:

Der Gemeinderat nimmt den Bericht zur Digitalisierung 2019/2020 zur Kenntnis.


I. Sachverhalt:

Mit der Besetzung der Stelle des Digitalisierungsbeauftragten im September 2019 hat die Stadt Bühl die Weichen für eine erfolgreiche und souveräne Transformation gestellt. Maßgeblich für das vergangene Jahr war nach einer anfänglichen Bestandsaufnahme die Schaffung eines breiten Austausch- und Kooperationsnetzwerkes sowohl innerhalb als auch außerhalb der Verwaltung. Mit konkreten Projekten wie „Palim! Palim!“ oder LoRaWAN hat das „gallische IT-Dorf Bühl“ (Frankfurter Rundschau vom 04.07.2020) sehr anschaulich bewiesen, dass Digitalisierung nicht abstrakt oder kompliziert sein muss.

 

Der Digitalisierungsbericht 2019/2020 fasst die wesentlichen Erfolge des vergangenen Jahres zusammen und zeigt gleichzeitig die wichtigsten Handlungsfelder für die kommenden Jahre auf.

 

Smart City, LoRaWAN und CO2-Sensorik

Mit der Inbetriebnahme der ersten kommunalen LoRaWAN-Gateways auf dem Turm des Rathauses I sowie auf der Burg Windeck hat sich die Stadt Bühl auf den Weg zur „Smart City“ gemacht. Das energiearme Weitbereichsnetzwerk für das Internet der Dinge stellt die Grundlage für die weiteren zukünftigen Projekte im Bereich der Sensorik dar und ist im Hinblick auf seine uneingeschränkte Bürgerteilhabe ein Musterbeispiel für die Daseinsvorsorge im digitalen Zeitalter. Neben der Verwaltung können auch Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Bürger*innen das Sensornetzwerk kostenfrei nutzen. Dies erschließt nicht nur einen kostengünstigen Zugang zur Smart City bei voller Datensouveränität aller Beteiligten, sondern auch einen wesentlichen Standortvorteil für das digitale Zeitalter. So konnten beispielsweise neben den Besprechungszimmern der fünf Rathäuser auch alle weiterführenden Schulen in Bühl mit insgesamt 220 „Do-it-yourself“-Bausätzen für CO2-Sensoren ausgestattet werden. Mit dieser Initiative leistet die Stadt Bühl nicht nur einen wesentlichen Beitrag zum energieeffizienten Lüften sowie zur Senkung des Infektionsrisikos mit Covid-19, sondern auch zur digitalen Bildung der Stadtgesellschaft.

 

Im kommenden Jahr werden die verschiedenen Möglichkeiten der Technologie schrittweise evaluiert. Ein Hauptaugenmerk wird hierbei auf intelligenten Parkraumlösungen, bedarfsgerechter Leerung der städtischen Abfallbehälter sowie der Sicherheit der städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liegen.

 

Palim! Palim! und digitale Nähe

Spätestens seit dem Bericht in den Tagesthemen ist die offene Videokonferenzplattform „Palim! Palim!“ der Stadt Bühl in aller Munde. Die kurzfristig im April auf den Weg gebrachte Plattform bietet der gesamten Stadtgesellschaft eine einfache sowie sichere Möglichkeit, um sich virtuell auszutauschen. Hierdurch konnte insbesondere das kulturelle sowie soziale Leben in Bühl trotz der im Frühjahr verschärften Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auf eine leicht zugängliche Weise aufrechterhalten werden. Gleichzeitig ermöglicht die vorhandene Infrastruktur der Stadtverwaltung die verschiedenen Angebote der Stadt, wie beispielsweise die Bühler Wirtschaftsrunde, die Senioren- und Frauenakademie sowie weitere Kulturveranstaltungen, ohne erhebliche Mehrkosten digital anzubieten.

 

Nicht unerwähnt sollte die Initiative „Digitale Nähe durch Laptops schaffen“ der Stadt Bühl bleiben. Auf Spendenbasis kamen insgesamt über 50 mobile Endgeräte zusammen, die ausgestattet mit einem besonders einfach zu bedienenden Betriebssystem den Senioren- und Pflegeheimen in Bühl zur Verfügung gestellt wurden.

 

Interkommunale Zusammenarbeit re@di – regional.digital

Die Städte des re@di-Verbundes haben sich im Frühjahr 2019 zu einer Interkommunalen Zusammenarbeit (IKZ) im Bereich der Digitalisierung mit dem Namen „re@di – regional.digital“ zusammengeschlossen und diese in einer Absichtserklärung festgehalten. Die Stadt Bühl engagiert sich hierbei verstärkt in den Projekten Dokumentenmanagementsystem („eAkte“), Digitaler Bürgerservice, E-Rechnung, Sensorik („LoRaWAN“), Digitalisierungsstrategie und jüngst zur Schuldigitalisierung.

 

Insbesondere im Bereich der Sensorik hat die Stadt Bühl sich als ein wesentlicher Taktgeber und Kompetenzpartner des Kooperationsnetzwerkes erwiesen. Das Ziel der Projektgruppe ist es, eine offene sowie homogene Infrastruktur für das Internet der Dinge im mittelbadischen Raum aufzubauen. Die Devise lautet nicht Smart City, sondern Smart Region.

 

Die Projektgruppe E-Rechnung konnte nach intensiven Gesprächen mit dem kommunalen IT-Dienstleister Komm.ONE ein Angebot für einen medienbruchfreien eRechnungs-Workflow speziell für alle neun Kommunen der IKZ re@di aushandeln. Dieser wird im kommenden Jahr federführend durch den Fachbereich Finanzen – Beteiligungen – Liegenschaften vor Ort implementiert und auf den Weg gebracht.

 

Im Hinblick auf digitale Bürgerservices hat die Stadt Bühl einen Workshop zur Landesplattform „Service-BW“ koordiniert. Gemeinsam mit weiteren Vertreter*innen der Projektgruppe „Digitaler Bürgerservice“ wurde an insgesamt vier Tagen der volle Funktionsumfang der Serviceplattform ergründet. Hierdurch wurde der Grundstein gelegt, um im weiteren Verlauf der OZG-Umsetzung die verschiedenen Verwaltungsleistungen digital anbieten zu können.

 

Offene Software und Infrastruktur als Grundpfeiler der Digitalisierungsstrategie

Wir werden in Sachen Digitalisierung vom Bund, vom Land sowie vielen weiteren Netzwerken mittlerweile als wichtiger strategischer Kompetenzpartner wahrgenommen.  Diese Pole Position erlaubt uns völlig neue Möglichkeiten bei der Beantragung von Fördermitteln, bei der Berücksichtigung in Digitalisierungswettbewerben oder bei der Kooperation mit Forschungseinrichtungen. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Presseergebnisse sowie öffentlichen Auftritte der Stadt Bühl finden Sie im Anhang dieser Vorlage.

 

Die durch konkrete Projekte schrittweise ergründete Strategie wird im kommenden Jahr durch mehrstufige interne wie auch externe Beteiligungsformate verschriftlicht und konstituiert. Hierbei steht die Stadt Bühl bereits mit den kommunalen Spitzenverbänden, der Wissenschaft und digitalen Denkfabriken im engen Austausch.

 

 

 

Digitales Verwaltungsmanagement

Auch auf dem Feld der Nachwuchsförderung hat die Stadt Bühl in diesem Jahr Pionierarbeit geleistet und sich erstmals als eine von fünfzig landesweiten Ausbildungsstellen des neuen Studiengangs „Digitales Verwaltungsmanagement“ an den baden-württembergischen Hochschulen für Verwaltung zur Verfügung gestellt.

 

Multiplikatoren und Austauschnetzwerk

Im Februar 2020 wurden auf Grundlage einer Projektverfügung 22 sogenannte Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für die Digitalisierung geschult. Die quer über die Verwaltung verteilten Innovator*innen haben die aktuellen Trends und Methoden der Transformation kennengelernt und werden in den kommenden Jahren als Expert*innen ihres Fachbereichs die Digitalisierung begleiten.

 

Fördermittelakquise

Die Stadt Bühl hat sich im vergangenen Jahr um zwei Förderprogramme beworben sowie an drei Digitalisierungswettbewerben beteiligt, darunter dem von Bundesinnenministerium gestarteten Modellprojekt „Smart Cities made in Germany“ sowie gemeinsam mit dem Forschungszentrum Informatik an der Ausschreibung „BWPLUS“ des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft.

 

Auch wenn die Stadt Bühl in diesem Jahr keinen Förderzuschlag erhielt, erhoffen wir uns auf Grundlage der jüngst aufgebauten Reputation für das kommende Jahr eine wesentlich höhere Erfolgswahrscheinlichkeit bei der Akquise von Fördermitteln. Dies wird auch weiterhin eine wesentliche Aufgabe der Abteilung DIGIT darstellen.

 

Handlungsfelder und Ausblick

Zusätzlich zu den bereits angestoßenen Projekten wird sich die Arbeit im kommenden Jahr auf die Implementierung verschiedener medienbruchfreier Workflows konzentrieren. Durch ein intelligentes Intranet werden die verschiedenen Verwaltungsvorgänge digital und papierlos unterstützt. Insbesondere können durch den Abbau von manuellen Tätigkeiten wie beispielsweise dem Übertragen von erfassten Formulardaten neue Arbeitskapazitäten freigesetzt werden.

 


II. Klimatische Auswirkungen:

Zu den klimatischen Auswirkungen kann zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage getroffen werden, da die Kriterien zur Darstellung der klimatischen Auswirkungen noch nicht vom Gemeinderat festgelegt wurden.

 

III. Finanzielle Auswirkungen:

Keine.


Anlagenverzeichnis:

Pressespiegel 2019/2020 zur Digitalisierung in Bühl